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Als Claudio Abbado 1989 die Berliner Philharmoniker übernahm, folgte er damit unmittelbar auf seinen großen Mentor Herbert von Karajan. Ihm hatte der Italiener seinen eigentlichen internationalen Durchbruch zu verdanken, als er im Jahr 1965 auf Karajans Einladung bei den Salzburger Festspielen mit den Wiener Philharmonikern Gustav Mahlers 2. Sinfonie aufführen durfte. Zugleich legte Abbado damit den Grundstein für seine lebenslange Auseinandersetzung mit den Sinfonien Mahlers. Und es entwickelte sich eine enge Freundschaft mit den Wiener Philharmonikern. Wie der ehemalige Langzeit-Geiger der Philharmoniker, Clemens Hellsberg, jetzt für das Booklet zur CD-Box „Claudio Abbado & Wiener Philharmoniker“ nachgerechnet hat, stand Abbado zwischen 1965 und 1997 an insgesamt 500 Abenden am Pult des Wiener Edel-Orchesters. Dazu zählen auch 27 Opernproduktionen, von denen es einige zum Glück auch auf Tonträger geschafft haben. Wie Alban Bergs „Wozzeck“ mit Franz Grundheber in der Titelpartie, Modest Mussorgskis „Chowanschtschina“ oder „Figaros Hochzeit“ von Mozart mit Bo Skovhus, Cheryl Studer und der jungen Cecilia Bartoli. Diese und vier weitere Opern sind beeindruckende Zeugnisse des Musiktheatermannes Abbado. Wie er auch im Konzertbetrieb immer wieder den Bogen vom Standardrepertoire hin zur Moderne schlug, spiegelt die Box mit sämtlichen Aufnahmen wider, die zwischen 1966 und 1992 für die Deutsche Grammophon eingespielt wurden. Darunter finden sich der komplette Beethoven-Sinfonien-Zyklus, ausgewählte Sinfonien von Bruckner und Mahler sowie Verdis „Requiem“ neben Solo-Konzerte mit Nathan Milstein, Maurizio Pollini und Friedrich „Mozart-Wunder“ Gulda als absoluten Highlights. Und nicht zuletzt einem unter die Haut gehenden „Überlebenden aus Warschau“ von Arnold Schönberg.
Guido Fischer, 07.03.2020, RONDO Ausgabe 1 / 2020
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