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Als Herbert von Karajan 1968 mit den Berliner Philharmonikern auf Sowjetunion-Tour war, durften sich ihm einige junge Dirigenten präsentieren. Einer von ihnen war Mariss Jansons. Karajan war von dem Letten derart angetan, dass er ihn ein Jahr später zu den Salzburger Osterfestspielen einlud. Über die Chefposten-Stationen in Oslo und Pittsburgh kam er schließlich 2003 nach München, wo er Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wurde und ein zweites Zuhause fand. So spendete er aus Dankbarkeit das gesamte Preisgeld des ihm verliehenen Siemens-Musikpreises für das neue, überfällige Konzerthaus. Zur Erinnerung an die immerhin 16-jährige Zusammenarbeit zwischen dem BR-Orchester und diesem Maestro, der Ende 2019 für viele überraschend verstorben ist, erscheint jetzt eine 7-CD-Box mit Aufnahmen, die zwischen 2003 und 2008 herausgekommen sind. Direkt aus der ersten gemeinsamen Konzertsaison stammen da etwa die Live-Mitschnitte mit Werken von Tschaikowski (6. Sinfonie), Schönberg (Verklärte Nacht), Webern (Im Sommerwind) und Sibelius (1. Sinfonie). Aus dem Stand heraus bildeten Dirigent und Orchester ein mustergültiges Gespann, das jedem der Stücke über eine riesige Klangfarbenpalette und Impulsivität im Rhythmischen ein großes, bewegendes, aber nie übermäßig pathetisches Leben einhauchte. Wie Jansons nicht nur Virtuosenfutter à la Tschaikowskis 1. Klavierkonzert (mit dem unfassbar grandiosen Denis Matsuev) knistern lassen konnte, sondern auch die klassische Moderne (Bartóks Konzert für Orchester, Strawinskis „Feuervogel“), haben die Mikrofone treulich eingefangen. Diese Box beweist einmal mehr: Mariss Jansons war ein Geschenk für das BR-Orchester.
Guido Fischer, 07.03.2020, RONDO Ausgabe 1 / 2020
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