home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Medien · Kronjuwelen

Magazin

Schätze für den Plattenschrank

Mit menschlicher Wärme gesegnet

In der deutschen Dirigentenära besetzte er stets die goldene Mitte. Bruno Walter war kein Anhänger der „Modernen Sachlichkeit“, was seinen Antipoden Otto Klemperer zu heftigen Attacken provozierte. Andererseits konnte er nichts mit dem von Rubati durchsetzten Subjektivismus eines Furtwängler anfangen. Für den 1876 in Berlin geborenen Dirigenten, der mit 18 Jahren seinen eigentlichen Nachnamen Schlesinger zugunsten seines zweiten Vornamens „Walter“ ablegte, musste die Musik einfach nur „natürlich dahinströmen“, um damit die Seele des Menschen anzusprechen. Und zu welchen kantablen Wonnen es kommen konnte, wenn Walter mit Mozart einen seiner absoluten Herzenskomponisten dirigierte, ist zum Glück reichlich und beeindruckend dokumentiert. So finden sich unter den Aufnahmen, die Walter ab 1941 in den USA mit den New Yorker Philharmonikern und seinem Columbia Symphony Orchestra machte, zahllose Mozart-Sternstunden – darunter ausgewählte mittlere und späte Sinfonien sowie ein Opern-Arien-Recital mit Eleanor Steber. Bis 1961 ging Walter für das Columbia-Label ins Studio, um auch der sittlichen Macht in den Sinfonien von Beethoven nachzuspüren. Und neben Gipfeltreffen mit Ausnahmesolisten wie Isaac Stern, Rudolf Serkin und Zino Francescatti finden sich in dieser allerersten vollständigen Sammlung aller Columbia-Aufnahmen selbstverständlich auch legendäre Einspielungen von Werken seines zweiten Herzenskomponisten Mahler. Abgerundet wird dieses CDDenkmal von zahlreichen Probenaufnahmen und Gesprächen mit Walter – sowie von prominenten Gratulanten, die zu seinem 80. Geburtstag vors Mikrofon gingen. Dazu gehörten Lotte Lehmann, Joseph Szigeti und Leonard Bernstein, für den die Konzerte des Jubilars vor allem wegen seiner „tiefen menschlichen Wärme“ so unvergesslich waren.

Bruno Walter: „The Complete Columbia Album Collection“ (77 CDs)

Sony

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Guido Fischer, 21.12.2019, RONDO Ausgabe 6 / 2019



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Gefragt

Avi Avital

Gestern, heute, morgen

Der Mandolinen-Virtuose erzählt die Geschichte seines Instruments im Wandel der Zeit. Kunstvoll […]
zum Artikel

Pasticcio

Begehrtes Holzwrack

Der Mythos „Titanic“ lebt. Daher sind auch Devotionalienjäger sofort hellwach, wenn wieder ein […]
zum Artikel

Gefragt

Schumann Quartett

Familien-Unternehmen

Dieses junge Quartett ist die Kammermusik-Formation der Stunde. Mit großartiger CD und Mut zur […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top