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In der deutschen Dirigentenära besetzte er stets die goldene Mitte. Bruno Walter war kein Anhänger der „Modernen Sachlichkeit“, was seinen Antipoden Otto Klemperer zu heftigen Attacken provozierte. Andererseits konnte er nichts mit dem von Rubati durchsetzten Subjektivismus eines Furtwängler anfangen. Für den 1876 in Berlin geborenen Dirigenten, der mit 18 Jahren seinen eigentlichen Nachnamen Schlesinger zugunsten seines zweiten Vornamens „Walter“ ablegte, musste die Musik einfach nur „natürlich dahinströmen“, um damit die Seele des Menschen anzusprechen. Und zu welchen kantablen Wonnen es kommen konnte, wenn Walter mit Mozart einen seiner absoluten Herzenskomponisten dirigierte, ist zum Glück reichlich und beeindruckend dokumentiert. So finden sich unter den Aufnahmen, die Walter ab 1941 in den USA mit den New Yorker Philharmonikern und seinem Columbia Symphony Orchestra machte, zahllose Mozart-Sternstunden – darunter ausgewählte mittlere und späte Sinfonien sowie ein Opern-Arien-Recital mit Eleanor Steber. Bis 1961 ging Walter für das Columbia-Label ins Studio, um auch der sittlichen Macht in den Sinfonien von Beethoven nachzuspüren. Und neben Gipfeltreffen mit Ausnahmesolisten wie Isaac Stern, Rudolf Serkin und Zino Francescatti finden sich in dieser allerersten vollständigen Sammlung aller Columbia-Aufnahmen selbstverständlich auch legendäre Einspielungen von Werken seines zweiten Herzenskomponisten Mahler. Abgerundet wird dieses CDDenkmal von zahlreichen Probenaufnahmen und Gesprächen mit Walter – sowie von prominenten Gratulanten, die zu seinem 80. Geburtstag vors Mikrofon gingen. Dazu gehörten Lotte Lehmann, Joseph Szigeti und Leonard Bernstein, für den die Konzerte des Jubilars vor allem wegen seiner „tiefen menschlichen Wärme“ so unvergesslich waren.
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 6 / 2019
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