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Türkisblaues Wasser, tropische Vegetation und endlose Sandstrände. So kennt oder erträumt man sich Mauritius. Kaum bekannt ist in unseren Breiten dagegen, dass auch die Oper in dem kleinen Inselstaat im Indischen Ozean eine lange Tradition hat, die bis in die französische Kolonialzeit zurückreicht. So findet sich hier etwa das älteste Opernhaus der südlichen Halbkugel, das 1822 erbaute wurde.
Derzeit erblickt man im Herzen der Hauptstadt Port Louis allerdings nur einen Bauzaun, hinter dem eifrig am baufälligen Musentempel gearbeitet wird. Doch die stets optimistischen Mauritier zeigen sich zuversichtlich, dass die Renovierung pünktlich zum 200-jährigen Jubiläum im Jahr 2022 abgeschlossen sein wird. Fest im Kalender eingetragen ist dieses Datum schon beim deutschen Dirigenten Martin Wettges. Zusammen mit Sopranistin Katrin Caine und Manager Paul Olsen gehört er zu den treibenden Kräften hinter dem Projekt „Opera Mauritius“. Und auch, wenn der Verein der Freunde und Förderer seinen Hauptsitz in Berlin hat, geht es „keineswegs um einen neuen Kulturimperialismus, bei dem wir Musik nach Mauritius bringen“, wie Wettges betont. „Wir wollen vor Ort nachhaltig etwas aufbauen und helfen, die Operntradition, die es hier einst gab, zu neuem Leben zu erwecken. Und wenn man sieht, wie unsere Projekte von den Menschen angenommen werden, sind wir, glaube ich, auf einem guten Weg. Oper hat auf Mauritius nichts Elitäres. Wir haben ein unglaublich bunt gemischtes Publikum.“
Im Zentrum steht daher neben den großen Musiktheater-Produktionen vor allem die Unterstützung einheimischer Künstlerinnen und Künstler. Neben dem Förderprogramm „Vent d’un rêve“, das sich an den musisch begabten Nachwuchs richtet, gibt es auf Mauritius ebenso eine lange und fruchtbare Chortradition. Und nicht ohne Stolz verweist man darauf, dass 2018 bei der umjubelten „Veuve joyeuse“ – wie Lehárs „Lustige Witwe“ hier heißt – fast ausnahmslos Sängerinnen und Sänger mit mauritischen Wurzeln auf der Bühne standen. Ein Ensemble, von dessen Energie und Begeisterung sich manch deutsche Stadttheaterproduktion gerne eine Scheibe abschneiden darf.
Es hat sich viel getan, seit man 2009 mit Bizets „Les pêcheurs de perles“ den Neuanfang wagte. Und so scheint es nicht ausgeschlossen, dass man auch das zweite Ziel, den Aufbau eines eigenen Orchesters, bald erreichen könnte. Regen Austausch hierfür gibt es unter anderem auf der Achse Mauritius-München. Und zwar in beiden Richtungen. So hatte etwa Tenor Jean-Michel Ringadoo nach der „Veuve joyeuse“ Gelegenheit, auf Vermittlung der Dirigentin Eva Pons bei einer Produktion der Bayerischen Theaterakademie mitzuwirken. Und auch beim jährlichen Open Air am Münchner Gärtnerplatz konnten mauritische Künstler nicht nur musikalische Grüße überbringen, sondern bei einer Verlosung ebenfalls mehrere tausend Euro für die auf der Insel dringend benötigten Instrumente sammeln. Denn die nächste Oper unter Palmen ist bereits für 2020 in Planung: Mozarts „La flute enchantée“, der man in Port Louis bereits mit Spannung entgegenfiebert.
www.operamauritius.de/oper
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