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(c) Monika Rittershaus
Inszeniertes Sterben. Um nichts anderes geht es in Leoš Janáčeks vorletzter Oper „Die Sache Makropulos“, einer surrealen Tragödie über eine 337 Jahre alte Dame, die den Tod sucht. Eine Sängerin, eine Drama Queen. Auch wenn sie weiterleben wollte, die Formel, eben die Sache Makropulos haben will. Am Ende merkt sie, dass sie ein Alien geworden ist und beendet ihr Dasein.
So wie dies die Darstellerin in eben jenem Stück tut, das hier als Reality Show nachgestellt wird. Sie kündet es zu Anfang an, während Jakub Hrůša bei seinem Zürcher Operndebüt die Fanfaren des Jüngsten Gerichts im Vorspiel zu schönster Farbglut anhält. Denn Dmitri Tcherniakov inszeniert natürlich nicht nur diese Oper, die beschwert ist durch einen unentwirrbaren Erbschaftsstreit. Entscheidend ist nur, dass sich Emilia Marty, die Frau mit den vielen E.M.-Namen, in die Geschichte einschaltet.
Wir sehen einen gutbürgerlichen Gründerzeitsalon in verblichenem Burgunderrot. Morgenstimmung, eine Frau ist nur von hinten in einem Sessel zu ahnen. Tcherniakov spult die juristischen Winkelzüge, das sich enger zusammenziehende Netz menschlicher Beziehungen mit der bei ihm gewohnten Brillanz in der Personenführung auf engstem Raum ab. Irgendwann erhebt sich Emilia Marty aus dem Sessel, steigt flamboyant ins Geschehen ein. Evelyn Herlitzius ist dieses extrovertiert heilige Sängerinnenmonster. Die enge Szene sprengt sie fast, auch ihr Vibrato hat sie gut im Griff, die metallische Stimme wird nie schrill. Und die schillernde Figur mit Mireille-Matthieu-Perücke erfüllt sie spielend in all ihren abgründigen Facetten.
Dicht, ohne den melodischen Faden zu verlieren, als toller Motivaufdröseler und das feinmaschige Klanggespinst zusammenhaltender Motivator trägt im Graben Jakub Hrůša das Seine dazu bei, dass man atemlos zuhört und gebannt schaut. Was ist hier Spiel? Am Ende fahren die Kulissen weg, wir sehen dahinter ein Fernsehstudio voller Zuschauer. Emilia darf ihre Todesszene zelebrieren – als echter Exitus der Darstellerin.
Matthias Siehler, 26.10.2019, RONDO Ausgabe 5 / 2019
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