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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Startseite · Medien · Boulevard

Manz, Studnitzky (c) Sevi Tsoni

Boulevard

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Mutige Bernstein-Hommage

Er selbst hätte es sicher gar nicht so gerne gesehen, aber knapp 30 Jahre nach seinem Tod ist Leonard Bernstein zu einem Mythos der Musikgeschichte geworden. Seine universellen Fähigkeiten als Pianist, Komponist und Pädagoge sind legendär. Ob man ihn jedoch als „Mozart des 20. Jahrhunderts“ bezeichnen kann? Jedenfalls köderte der Klarinettist Sebastian Manz seinen Kollegen, den Jazzpianisten und -trompeter Sebastian Studnitzky mit dieser Aussage zu einem neuen Album-Projekt, das zu Bernsteins 100. Geburtstag zwar ein wenig zu spät kommt, aber dessen Musik dafür so tief (und kreativ) auslotet wie kaum ein anderes: Manz und Studnitzky spüren nicht nur in eigenen Versionen von Bernstein-Kompositionen verborgenen Schichten in dessen Werk nach, sie setzen den großen Amerikaner auch bearbeitend in Beziehung zu dessen Vorbild Strawinski und mischen mutig dessen Sounds mit zeitgenössischen Loop-Techniken eines Steve Reich.

A Bernstein Story

Sebastian Manz, Sebastian Studnitzky

Berlin Classics/Edel

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Carlos Cipas neue Farben

Es hat ja Komponisten wie Frédéric Chopin gegeben, die im Klavier eine ganze Welt sahen, und die diese Welt nie verlassen haben. Anders der Pianist, Komponist und Improvisator Carlos Cipa: In seinem neuem Album „Retronyms“ erweitert er den Klang, den man den schwarzweißen Tasten entlocken kann, und auf den er sich bisher stets beschränkt hat, um viele weitere Farben – elektronische wie von Synthesizern oder einer E-Gitarre, aber auch um verschiedenste akustische Sounds, die eher aus der klassischen Kammermusik kommen. Einzelne kurze Tracks verstören mit ihren geräuschhaften Verfremdungen durch eine avantgardistische Ästhetik, die an die großen Vorbilder der Musique concrète anknüpft, sie stehen in der Dramaturgie des Albums jedoch nur als Brückenpfeiler zwischen den ausgedehnten meditativminimalistischen Klangbändern, die sich in großen bedächtigen Atembögen durch den imaginierten Raum bewegen. Dass einzelne Elemente auf Erinnerungsbruchstücke aus der Musikgeschichte verweisen, deutet Cipa im Titel an: „Retronyms“ sind heutige Umbenennungen von etwas Altem, das schon immer da war und sich immer wieder erneuert.

Carlos Cipa

Retronyms

Warner

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Ein „Ave Maria“ für das 21. Jahrhundert

Der Titel des Albums lässt zögern: Wie viele große (und weniger große) Instrumentalisten haben sich schon von Bachs Musik zu mehr oder weniger neuen Reflexionen hinreißen lassen, wie viele haben schon versucht, Jacques Loussier und dessen „Jazz à la Baroque“ nachzuahmen oder zu übertreffen? Doch was der vielseitige Geiger Benjamin Schmid zusammen mit einem improvisationsfreudigen Quintett aus Klavier, Gitarre, Akkordeon, Bass und Marimbafon hier zaubert, geht weit über die Erwartungen hinaus, die der harmlose Name „Bach:Reflected“ erwarten lässt. Schmids jazzige Gedanken über Bach sind frech bis schräg, hochvirtuos und farbig-mitreißend wie ein grelles Feuerwerk aus Klassik und Gipsyjazz. Dass das Sextett dabei im Überschwang auch mal die Repertoirevorgabe „Bach“ verlässt und bei Standards wie Kurt Weills „Yukali“ oder Jerome Kerns „All The Things You Are“ landet, begrüßt man als willkommene Grenzüberschreitung angesichts der ebenso überschäumenden wie frischen musikalischen Power, die einem hier entgegenschallt und viele Überraschungen bietet – wie zum Beispiel Schmids neue Improvisation über das (vom Marimba fein geklopfte) erste Präludium aus dem „Wohltemperierten Klavier“. Das Ergebnis ist ein „Ave Maria“ für das 21. Jahrhundert. Mittendrin gibt es freilich auch meditative Inseln – wie Schmids Version von Bibers „Passacaglia“ für Violine solo.

Bach:Reflected

Benjamin Schmid

Oehms Classics/Naxos

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Ein Film-Violinkonzert für Anne-Sophie Mutter

Als John Williams schon erfolgreich in Sachen Soundtracks unterwegs war, hat er ein Violinkonzert geschrieben. Das war im Jahre 1976, Anne-Sophie Mutter war gerade mal dreizehn und schickte sich gerade an, unter der Obhut von Herbert von Karajan zum Weltstar heranzureifen. Williams` Komposition von damals ist vergessen, und als die große Geigerin den Komponisten um ein Stück für sie bat, beschloss dieser, nicht das Rad neu zu erfinden, sondern in die Fußstapfen Erich Wolfgang Korngolds zu treten und einige seiner Filmthemen von „Star Wars“ bis „Harry Potter“ zu nutzen. Mit dem Ergebnis eines großen „Filmkonzerts“, mit nach allen klassisch- romantischen Finessen auskomponierten Dialogpassagen zwischen Violine und Orchester, die weit über eine einfache „Adaption“ hinausgehen.

Across The Stars

Anne-Sophie Mutter, John Williams

DG/Universal

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Oliver Buslau, 28.09.2019, RONDO Ausgabe 4 / 2019



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