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Groissböck (c) Gerhard Ringhofer
Walter Braunfels’ Oper „Die Vögel“ ist ein Meisterwerk voll später Tonalität. Durch Lothar Zagroseks Gesamtaufnahme von 1994 (mit Helen Kwon) setzte es eine große Braunfels-Renaissance in Gang; freilich ohne vergleichbare Goldstücke zutage zu fördern. Konsequent, dass die nicht leicht zu realisierende Aristophanes-Oper von Zagrosek jetzt auch bei den Tiroler Festspielen Erl dirigiert wird. Nach dem Abgang von Gustav Kuhn befindet man sich hier im Umbruch (Nachfolger Bernd Loebe ist noch nicht da). Musikalisch gelingt Zagrosek, obwohl er kaum Einsätze gibt, ein herrlicher Lebensbeweis dieser dystopischen Antiken-Volière über politische Hybris – ein Thema, wie es aktueller kaum sein könnte. Regisseurin Tina Lanik drückt sich tierscheu vor jeglichem Federkleid (ohne viel dagegensetzen zu können). Mit Bianca Tognocchi (Nachtigall) und Marlin Miller (Hoffegut) ist der Abend sehr zuverlässig besetzt. Freilich, eine Aufführung, durch welche dies singuläre Werk ganz ins Repertoire zurückgeholt würde, steht noch aus.
Im Café Imperial, der luxuriösesten Sitzstange, auf der durchfliegende Klassik-Vögelchen rasten können, denken wir heute über Konkurrenz nach. Als die Erzrivalen Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan einmal beschlossen, an einem trinkfesten Abend Frieden zu schließen, trafen sie sich in Salzburg. Man witzelte, lachte und schied in bestem Einvernehmen. Am nächsten Morgen erschien Furtwängler in der Tür der Salzburger Festspielintendanz und sagte nur einen Satz: „Er oder ich!“ – In Wien scheinen Konkurrenzen dagegen durch Koexistenz befriedet. Hier hat die zu Recht beherrschende Stellung der Wiener Philharmoniker dazu geführt, dass alle anderen Orchester der Stadt sich ducken (anders als etwa in Berlin, wo die Berliner Philharmoniker das Niveau aller anderen Orchester im Grunde stimulieren). Daran zeigt sich womöglich eine Variante des legendären Wiener Schlendrians. Er besagt: Wir lieben euch ohnehin! Aktuelles Beispiel: Mit Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ unternimmt die Wiener Staatsoper einen erstaunlichen Vorstoß in die angestammten Gefilde des konkurrierenden Theaters an der Wien. Doch wie halbherzig! Regisseurin Irina Brook ist ein konzeptuelles Leichtgewicht, die Besetzung wenig glamourös (ab 2.10.). Umgekehrt, aber entsprechend: Die neue „Rusalka“, mit der das Theater an der Wien gegen die (diskutable) Bechtolf-Produktion der Staatsoper antritt, ist vor allem durch Günther Groissböck als Wassermann gut besetzt (ab 19.9.). Sonst Durchschnitt. – Auch mit Ruth Brauer-Kvam in „Cabaret“ präsentiert etwa die Volksoper einen kessen Vater als Conférencier: einen Drag-King. Aber sonst? Nur solide durchbesetzt (ab 14.9.).
Mit Macht immerhin geht das Wiener Konzerthaus zum Saison- Angriff über: Nachdem Teodor Currentzis Mozarts drei da Ponte-Opern auf- (5.-9.9.) und Elīna Garanča vielseitig ihr Können vorgeführt hat (16.9.), spielt Mitsuko Uchida zwei ponderable Mozart-Klavierkonzerte (25./26.9.). Iveta Apkalna schlägt die Orgel an (2.10.), Christian Gerhaher singt Brahms (2.10.) und Jonas Kaufmann Operetten (14.10.). So macht man das! Und Kirill Petrenko dirigiert Smetana (3.10.), Christian Thielemann Bruckners Achte (6.10.). Letzteres tut Thielemann zwar auch im Musikverein, und zwar am 4., 5. und 13. Oktober. Doch herrschen dort neben dem Gestrüpp verdienstvoller Kleinveranstaltungen öde Touristen-Truppen vor, z. B. das Wiener Mozart-Orchester oder das Wiener Hofburg- Orchester. Dem neuen Intendanten Stephan Pauly wird es ab 2020 vorbehalten sein, den Musikverein wegzubringen vom Ruch der goldensten Touristenfalle von Wien. Ober, zahlen!
Robert Fraunholzer, 14.09.2019, RONDO Ausgabe 4 / 2019
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