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Brian Couzens/Gründer und Ralph Couzens/Geschäftsführer, Sir Charles Mackerras (c) Bill Cooper
Den Fans von Percy Grainger und Ralph Vaughan Williams, von Anton Reicha und Edmund Rubbra oder den Dirigenten Richard Hickox, Neeme Järvi und Edward Gardner – all denen muss man nicht erst erklären, was das britische Label Chandos Records ist. Die haben durch ihre Vorlieben selbst zur DNA dieser Traditionsfirma gefunden.
Tradition seit 40 Jahren wird hier gepflegt, erst in London, heute in Colchester in der Grafschaft Essex. In einer gerade für Plattenfirmen nicht leichten Zeit ist das was, noch dazu, wenn man sich seit den Anfängen 1979 als privates Unternehmen halten konnte. Und zwar als eines der – vergleichsweise – größten. In England gibt es als freundliche Konkurrenz noch Hyperion und international die Franzosen von harmonia mundi, die vor einigen Jahren mangels Nachwuchses bei den Gründern an ein belgisches Konsortium verkauft wurden.
„Wir sehen zuversichtlich weiteren 40 Chandos-Jahren entgegen“, meint Sales & Marketing Manager Simon Astridge. „Ich gehe sogar so weit, von einer goldenen Zeit des Aufnehmens zu sprechen. Wir haben spannende Künstler, junge wie alte, wie verfügen über ein zugängliches Repertoire in einer Breite wie niemals zuvor, selbst nach Raritäten gibt es Nachfrage. Und langsam greift die Distributionsmöglichkeit Streaming. Sogar in Deutschland, das sich immer zierte, nimmt es rapide zu, sagen unsere Fachleute.“
Dennoch kann sich ohne fundierte A&R-Strategie heute niemand mehr am Markt halten. „Warum nehme ich etwas auf? So einfach, weil man gerade Brahms oder Purcell machen möchte, ist es nicht mehr“, führt Astridge weiter aus. „Aber ansonsten bin ich positiv gestimmt. Der Livemarkt hat sich auf das Engste mit den Aufnahmeprojekten verzahnt, das ist wichtig. Wir haben einen verheißungsvollen Künstlerstamm und einen feinen Backkatalog. Und dank Streaming gibt es keine Vertriebsschwierigkeiten mehr. Unsere Produkte, es sind nach wie vor allein um die 100 neue im Jahr, gelangen in den entferntesten Erdenwinkel.“
Was bei Chandos als Privatfirma auch erfolgreich abgelaufen ist: die Übergabe von der Gründergeneration zu den Kindern. Als der Patriarch Brian Couzens 2015 starb, war sein Sohn Ralph längst zum souveränen Chef herangewachsen.
Der Name Chandos geht gleichen Teils zurück auf einen Musikclub sowie James Brydges, den Duke of Chandos, einen Förderer Händels. Ursprünglich war man ein 1963 gegründeter Musikverlag, dann eine Produktionsfirma, die ab 1979 selbst Platten herausbrachte. Chandos war stets technischer Vorreiter, ob bei digitalen Verfahren, der CD-Einführung oder einer Homepage im Internet als digitalem Katalog vergriffener Aufnahmen.
Aktuell muss die in England sehr populäre Geigerin Tasmin Little, die ihren Rückzug erklärt hat, ersetzt werden. Man freut sich außerdem über den Erfolg des Anton-Reicha-Projekts mit dem serbisch-amerikanischen Pianisten Ivan Ilić, lässt deshalb bewusst im nächsten Jahr die Klavierkonzerte des Wiener Beethoven- Zeitgenossen folgen, statt auf den 250-jährigen Jubilar zu setzen. Sich selbst hat man zum Jubiläum eine Doppel-CD mit einer Auswahl der wichtigsten Aufnahmen und Künstler gegönnt, deren Namensliste sich edel liest. Der Langzeit-Firmenbestseller des Katalogs wirkt dabei eher unauffällig: die Chor-CD „Northern Lights“ von Ola Gjeilo.
www.chandos.net
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