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(c) Michael Rasche
Bereits im 19. Jahrhundert pilgerten Monarchen und Adlige hier hin, um es sich gut gehen zu lassen. So zählten zu den illustren Kurgästen, die bei Bad Kissingens herrlichem Klima durchatmeten, sowohl Ludwig II. von Bayern sowie Zar Alexander II. von Russland. Und in den nicht weniger einladenden Gärten konnte man Kaiser Franz Joseph samt Ehefrau Sisi begegnen. Doch das nordbayerische Städtchen ist nicht allein weiterhin beliebter Kurort. Gerade in den Sommermonaten spielt die Musik eine genauso wichtige Rolle für Körper und Geist. So waren seit der Eröffnung des zentralen „Regentenbaus“ mit seinen immerhin fünf Konzertsälen erst die Wiener Symphoniker und dann die Münchner Philharmoniker als Kurorchester zu hören.
Besonders den großen Max-Littmann- Saal, der für den englischen Stardirigenten Roger Norrington zu den drei herausragenden Konzertsälen der Welt zählt, bespielt seit nunmehr 1985 auch der Kissinger Sommer. Einen ganzen Monat lang findet in dem rund 1200 Plätze bietenden Saal wie ebenso im ganzen Stadtgebiet ein Klassik-Festival statt, das längst Weltstars vom Kaliber Cecilia Bartolis und Valery Gergievs zu den regelmäßigen Gästen zählt.
Natürlich kann sich auch der aktuelle Jahrgang 2019 hören lassen – dank Dirigenten wie Kent Nagano und Herbert Blomstedt, dank der Klavierelite um Radu Lupu und Grigory Sokolov sowie solcher außergewöhnlichen Geigen-Charakterköpfe wie Patricia Kopatchinskaja und Frank Peter Zimmermann.
Mit dem diesjährigen Motto „1762 – Nach der Natur gemalt“ erinnert man an die Veröffentlichung des epochalen „Gesellschaftsvertrags“ von Jean-Jacques Rousseau, der damit die Volkssouveränität propagierte. Zugleich begann man, den Platz des Menschen in der Natur neu zu reflektieren. In Werken wie Schuberts „Winterreise“ (mit Tenor Simon Bode) oder barocker Opernkunst (mit Countertenor Philippe Jaroussky) werden all diese Themen musikalisch gespiegelt – und selbstverständlich greifen auch zwei spezielle (Dauer-)Gäste diese Schwerpunkte auf. Es sind die russische Sopranistin Julia Lezhneva, die als „Artist in Residence“ in drei Konzerten auftritt, sowie die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen als Festivalorchester. Nach dem von Omer Meir Wellber geleiteten Eröffnungskonzert übernimmt dann Chefdirigent Paavo Järvi gleich zwei Mal die Leitung der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Einmal steht Schumann im Mittelpunkt (mit dem Klavierkonzert und Daniil Trifonov). Beim Abschlusskonzert ist vor allem Mozart Trumpf – mit etwa der großen c-Moll-Messe, bei der einer der beiden Solo-Parts von Julia Lezhneva übernommen wird.
Große Stimmenkunst ist auch in zwei weiteren besonderen Konzerten garantiert. Unter der Leitung von Manfred Honeck schlagen u. a. Sopranistin Simona Šaturová sowie die Bamberger Symphoniker einen Opern- und Operettengala-Bogen von Mozart über Verdi bis Lehár. Mit dem hochgehandelten Dirigenten Andrea Sanguineti und der Mezzosopranistin Lena Belkina kommt es hingegen zur Uraufführung einer Neuinterpretation von Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ durch Damian Scholl. Und auch dieses Projekt passt perfekt zum Festival- Motto – schließlich wurde das Original 1762 in Wien erstaufgeführt.
14. Juni bis 14. Juli
www.kissingersommer.de
Tickets: +49 (9 71) 8 04 84 44
Guido Fischer, 25.05.2019, RONDO Ausgabe 3 / 2019
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