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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Víkingur Ólafsson (c) Ari Magg

Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

Tenor Jonas Kaufmann und die Opernregisseurin Christiane Lutz haben einander das Ja-Wort gegeben. Die beiden erwarten ein Kind. Derweil sorgt die Kritik Kaufmanns an der Akustik der Elbphilharmonie für Aufregung. Bei einer Darbietung von Mahlers „Lied von der Erde“, bei welcher Kaufmann sämtliche Titel sang, war er im Publikum auf manchen Plätzen offenbar teilweise unhörbar (oder kaum hörbar). Kaufmann erwägt, künftig lieber in der Laeiszhalle aufzutreten.
Im Falle von James Levine, der sich nach fristloser Kündigung in einem Rechtsstreit mit der Metropolitan Opera befindet, verlangen die Anwälte des Dirigenten 6,5 Mio. US-Dollar für ihren Mandanten, außerdem Zugang zu 53.407 E-Mails, die als prozessrelevant betrachtet werden. Die Anwälte der Met, die ihrerseits Levine auf 5,8 Mio. US-Dollar verklagt hatte, verweisen auf Folgekosten von allein 400.000 Dollar, um die Verfügbarmachung des betreffenden Datenmaterials zu gewährleisten. Das wird teuer.
Die ukrainische Sopranistin Lyudmila Monastyrska, eine der wenigen echten Verdi-Soprane der Gegenwart, singt zum Ausgleich für schwerere Partien … Aida. „Ich würde davon ausgehen, dass ich an die 100 Aidas in den vergangenen Jahren gesungen habe. Wichtig ist, sie nicht zu lange liegen zu lassen“, so Monastyrska in Berlin. Das sei ihre Form sportlicher Betätigung. Leichtere Rollen brauche sie nicht mehr. „Ich habe sie alle gesungen“, so Monastyrska. „Man muss die schweren Rollen leicht machen. Das ist der ganze Trick.“
Alte Musik-Dirigent Fabio Biondi ist frustriert darüber, so selten an normalen Opernhäusern auftreten zu können. „Der Grund ist einfach: Wir sind zu teuer.“ Ensembles der historischen Aufführungspraxis müssten mit Mann und Maus extra eingekauft werden, so Biondi gegenüber der Zeitschrift „Oper!“. „Wir behelfen uns mit Tourneen.“ Auf diese Weise dringt die Alte Musik kaum je bis in den subventionierten Theaterbetrieb vor.
Die dänisch-französische Sopranistin Elsa Dreisig hat als Kind vorm Spiegel gesungen, um sich dabei direkt in die Augen sehen zu können. „Ich habe mich dadurch physisch zu akzeptieren gelernt.“ Jetzt wirke sie vielleicht spontan und easy. „Das stimmt aber alles nicht“, so Dreisig gegenüber dem Berliner „Tip“. „Ich habe versucht, meine Stimme aus der Kinderstimme heraus zu entwickeln.“ Unbedingt schön klingen wolle sie dabei nicht.
Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson, der bei seiner Mutter Klavierspielen lernte, hält dies nicht für eine optimale Methode. „Es hat nicht funktioniert“, so Víkingur in seiner Wahlheimat Berlin. „Bei meiner Mutter lernte ich nur ein Jahr, dann merkten wir, dass es zu persönlich wird.“ Heute dagegen sei er ein ungeduldiger Kritiker seiner selbst, während seine Mutter ihm Mut zuspreche. Was auch nicht viel bringe. „Man muss, was man kann, immer neu zurückerobern.“ Unglücklich mache ihn, „dass wir alle eine Neigung haben, für sicher zu halten, was wir einmal können. Das produziert Fehler.“
Eine der letzten lebenden Legenden des amerikanischen Musicals starb 97-jährig in Kalifornien: Carol Channing, die Uraufführungssängerin von „Hello Dolly“ und von „Gentlemen Prefer Blonds“. Bei den jeweiligen Verfilmungen verlor sie die eine Rolle an Marilyn Monroe, die andere an Barbra Streisand. Channings ungeheure Originalität bestand in der comichaften Überzeichnung ihrer Charaktere. Sie war eine Wasserstoff-Blondine mit Reibeisenstimme. Jetzt lebt aus der alten Garde fast nur noch Doris Day.
Geiger-Lockenkopf Nemanja Radulović trägt auf seiner neuen CD (Deutsche Grammophon) plötzlich ganz glatte Haare. „Nur für dies Album!“, so Radulović auf Nachfrage. „Ich bin stolz auf meine Haare, so wie sie sind. Ohne Locken geht es nicht!“

Robert Fraunholzer, 16.03.2019, RONDO Ausgabe 1 / 2019



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