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(c) Karl und Monika Forstner
Der erste Rameau an der Berliner Staatsoper?! Es muss ewig her sein, dass sich ein Werk wie „Hippolyte et Aricie“ an das wichtigste Berliner Opernhaus verirrte. (Auf Lully wartet man bis heute vergebens). Liegt auch daran, dass der amtierende Barock-Mann von Berlin, René Jacobs, mit dem französischen Repertoire wenig anfangen kann. (Schlechter Tänzer, könnte man annehmen, und damit hat man es vermutlich getroffen.)
Um die Hürde zu nehmen, wurde mit Ólafur Elíasson als Bühnenbildner ordentlich überkompensiert. Die Spiegelscherben-Kleider, grünen Glühwürmchen und Laserstrahlen, in die der Kunst-Super-Star Rameaus Phädra-Variante taucht, könnten jedes beliebige Stück erhellen oder auch verdunkeln, je nachdem. Sind allerdings immerhin Schau-Effekte, die sich sehen lassen können. Dass ein Ausstatter die Hauptrolle spielt, mag diesem gut gefallen haben. Für das vollständig fehlende Konzept der Regisseurin und Choreografin Aletta Collins kann man ihn nicht verantwortlich machen. Mit Magdalena Kožená als Phèdre und Elsa Dreisig als Diane ist die Aufführung sehr gut, mit Reinoud Van Mechelen und Anna Prohaska in den Titelrollen sogar vorzüglich besetzt. (Nicht durchweg, denn z.B. Peter Rose als Pluton scheint sich in der Stück-Tür geirrt zu haben.) Wenn die Premiere dennoch mit Pauken und Trompeten durchfiel, so liegt dies – gemeinsam mit der Konzept-Schieflage –ausgerechnet daran, dass Simon Rattle, der erstmals das Freiburger Barockorchester dirigiert, sich hierbei … verwählt.
Die Freiburger, so superior dieses Ensemble ist, verfügen über einen zu stumpfen, farbarmen und pastellhaften Ton, um die Spritzduschen Rameaus hinreichend zu beglaubigen. Wo man vom tanzwütigen Zeremoniell dieses Komponisten ohnehin nicht überzeugt ist, führt diese Deutung zu nichts. Beleg des alten Weisheitssatzes: Beim ersten Mal, da tut’s noch weh. Und Beweis der Tatsache, dass auch prominenteste Lösungen fehlschlagen, wenn falsch besetzt wird.
Robert Fraunholzer, 09.03.2019, RONDO Ausgabe 1 / 2019
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