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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Musik-Krimi

Folge 35: Irrtum mit Schubert

Ein Einbruch in ein Schallplattengeschäft?“, fragte Dr. Stradivari. Hauptkommissar Reuter nickte. Er hatte den Doktor am Eingang des Präsidiums erwartet und führte ihn nun zu den Vernehmungsräumen. „Wir haben jemanden festgenommen, der die Tat sogar zugibt“, sagte er. „Ich möchte aber ganz sicher sein, dass wir den richtigen haben.“ Er blieb vor einer Tür stehen. „Er heißt Kevin Schmitz. Er wohnt mit seinem Kumpel Lars Bergerhoff in einer WG. Beide kennen sich sehr gut mit Musik aus, haben aber leider eine kriminelle Ader. Einer von den beiden ist in das Geschäft eingebrochen, hat einige CDs zusammengesucht und wurde überrascht. Die Beute blieb bei der Flucht auf der Straße liegen. Der Täter wurde nicht erkannt, aber bis zur Adresse der beiden verfolgt. Es könnte Kevin gewesen sein. Vielleicht deckt er aber auch Bergerhoff. Der hat nämlich noch eine Bewährungsstrafe.“
„Wie wollen Sie vorgehen?“, fragte Stradivari. „Schmitz ist ein ziemlich arroganter Typ. Er behauptet, die CDs, die ihn interessieren, ganz bewusst schon vor der Tat ausgewählt zu haben. Er liest regelmäßig ein kostenloses Fachmagazin. Wenn er es war, muss er genau wissen, welche Beute er gemacht hat.“ Sie gingen hinein. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich der Täter bin“, rief Schmitz sofort. „Lars hat damit nichts zu tun.“ „Sie behaupten also, genau zu wissen, welche CDs Sie da stehlen wollten?“, fragte Reuter. Kevin grinste frech. „Klar. Ich bin doch ein Kenner.“
„Na schön. Dann lassen Sie mal hören.“ Er holte ein Blatt hervor, dessen beschriftete Seite er vor dem Verdächtigen verbarg. Es war die Liste mit dem Diebesgut. „Die Brahms-Sinfonien von Daniel Barenboim“, begann Schmitz herunterzuleiern. „Die späten Beethoven-Sonaten mit Alexandre Thauraud. Das neue Album von Keith Jarrett.“ „Sie haben Geschmack“, lobte Dr. Stradivari. „Natürlich“, sagte Schmitz selbstbewusst. „Und ich habe mir vorher ganz genau überlegt, was ich haben will. Vor allem die frühen Lieder von Franz Schubert haben es mir angetan. Kennen Sie den ‚Geistertanz‘? Deutsch-Verzeichnis 116? Eine gruselige Szenerie. Das Klavier folgt der Solostimme wie ein Schatten. Der tänzerische Sechsachteltakt in c-Moll verleiht dem Ganzen etwas besonders Makabres.“
Er zählte noch einige CDs auf. Dann ging Reuter mit Dr. Stradivari hinaus. „Ein Titel stimmt nicht überein“, sagte er. „Es war eine CD mit Kompositionen für Männerchor dabei, die er nicht genannt hat. Aber ausgerechnet die Aufnahme mit den Klavierliedern, bei der er so mit seinem Wissen angegeben hat, fehlt.“ Stradivari prüfte die Liste. Das Männerchor- Album besaß den schönen Namen „Die Einsiedelei“ und war ebenfalls Schuberts Schaffen gewidmet. „So was Außergewöhnliches hat er doch nicht zufällig mitgenommen“, meinte der Hauptkommissar. „Ich glaube, er war es doch nicht.“
„Das würde ich nicht behaupten“, meinte der Doktor. „Ich halte ihn immer noch für äußerst verdächtig.“
Wie kommt Stradivari darauf?

Doktor Stradivari ermittelt - und Sie können gewinnen!

Wenn Sie die Lösung wissen, schreiben Sie sie an stradivari@rondomagazin.de oder postalisch an RONDO, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin – bitte auch Ihre Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost RONDO in Kooperation mit dem Label genuin fünf Mal das neue Album der Camerata Musica Limburg unter Jan Schumacher. Solist des vierten Albums in der Reihe „Sämtlicher Chorwerke für Männerchor“ von Franz Schubert ist u. a. Christoph Prégardien. Einsendeschluss ist der 25. Januar 2019. Viel Glück!

Auflösung aus Magazin 5/2018:

Alles sieht danach aus, als hätte Zelenka-Forscher Prof. Gerngroß seinen Konkurrenten Prof. Schönstein auf dem alten Katholischen Friedhof in Dresden aus dem Weg geschafft. Doch zwei Details stören Dr. Stradivari: Das im Internet verbreitete Zelenka-Porträt zeigt in Wahrheit Johann Joseph Fux, ein echtes ist nicht überliefert. Und die Gedenkstele auf dem Friedhof erinnert nur an das Grab Zelenkas, dessen genaue Lage ist unbekannt. Gerngroß mag neidisch auf Schönstein gewesen sein, aber diese Irrtümer wären ihm nicht passiert. Als Mörder kommt nur Schönsteins unehelicher Sohn und Alleinerbe in Betracht.

Oliver Buslau, 01.12.2018, RONDO Ausgabe 6 / 2018



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