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1989 begann in Berlin eine neue Ära. Über vier Jahrzehnte hatte Herbert von Karajan über die Berliner Philharmoniker regiert. Nun trat der Italiener Claudio Abbado seine Nachfolge an. Um schon bei einer der ersten gemeinsamen Proben einen für die Musiker verblüffenden Ton anzuschlagen: „Ich bin für alle Claudio!“. Statt einer einschüchternden Autorität, wie sie Karajan war, stand nun ein Dirigent vor einem, der auf ein freundschaftliches Miteinander Wert legte. Diese Philosophie machte sich schnell im Klang des Orchesters bemerkbar, der etwas von einer menschlichen Stimme bekommen hatte. So bemerkte es damals der Solo-Cellist der Berliner Philharmoniker, Georg Faust. Ein weiterer Grundzug der Verbindung zwischen Abbado und den Berlinern war ein durchweg entschlackter Musizierstil; Resultat einer Probenarbeit, bei der Abbado jeder einzelnen Stimme ein Höchstmaß an gestalterischer Eigenverantwortung abverlangte (er sah die Berliner Philharmoniker immer auch als ein Kammerensemble). Auch forschte er eifrig im Urtext, nutzte für die Sinfonien von Beethoven die quellenkritische Partiturausgabe von Jonathan del Mar und reduzierte behutsam die Orchesterbesetzung. Diese im Jahr 2000 begonnene Gesamteinspielung gehört nun zu den vielen Höhepunkten einer Box mit sämtlichen Aufnahmen von Abbado und den Berliner Philharmonikern. Sinfonien von Brahms und Mahler, aber auch Klavierkonzerte von Beethoven (Maurizio Pollini), Brahms (Alfred Brendel und Pollini) und Tschaikowski (Martha Argerich), Mozarts „Requiem“ und das Geschwisterwerk von Brahms bis zu Wagner und Stockhausens „Gruppen“ stecken da ein Panorama ab, bei dem man den Eindruck nicht los wird, dass hier weniger der bedeutende Künstler als vielmehr der Mensch Abbado den Takt angibt.
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 4 / 2018
Es gibt da eine Lithographie aus dem Jahr 1873, auf der eine der bedeutsamsten Begegnungen in der […]
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