home

N° 1308
03. - 09.06.2023

nächste Aktualisierung
am 10.06.2023



Startseite · Medien · Kronjuwelen

Magazin

Schätze für den Plattenschrank

Teufelskerl

Für Berlioz war er ein „Komet“ und für Schumann der „Wendepunkt der Virtuosität“: Niccolò Paganini. Auch wenn er laut Fanny Mendelssohn- Hensel „die Bewegungen eines Affen und das Ansehen eines wahnsinnigen Mörders“ besaß, sollen seine Verehrerinnen reihenweise bei seinem Anblick in Ohmacht gefallen sein. Welcher Geiger von Rang seit Paganinis Zeiten sein Publikum beeindrucken will, greift zu den höllisch schweren 24 Solo-Capricen, aber auch bei seinem 1. Violinkonzert kann man sich fingerakrobatisch beweisen. Nur wenige wissen, dass der Genueser auch auf den sechs Gitarrensaiten ein Könner war. „Die Violine ist meine Geliebte, die Gitarre mein Herr“, so Paganini. Kein Wunder, dass er diese beiden Instrumente mit anspruchsvollen wie zugleich eingängigen Werken bedachte, die nun auch den Löwenanteil einer Box einnehmen, die erstmals in gebündelter Form den Komponisten Paganini würdigt. Bis auf Leonidas Kavakos, der mit einer Capricen-Aufnahme von 1990 zu erleben ist, geben italienische Geigen-Instanzen wie Salvatore Accardo und Ruggiero Ricci sowie Gitarrist Maurizio Preda den Ton an. Dabei macht man jetzt – weltersteingespielt – zahlreiche Entdeckungen. Neben Duos für Geige und Fagott und einem „Chant patriotique“ für Chor erweist sich „Le couvent du Mont St. Bernard“ für Violine, Männerchor und Orchester als besondere Überraschung: Gespickt mit Glöckcheneffekten, gipfelt dieses mehrsätzige Stück in einem Vokalsatz, bei dem die Melismen derart dunkel und empfindsam dahinfließen, als ob in Paganinis Adern nicht ligurisches Blut geflossen wäre, sondern russisches.

Niccolò Paganini

Complete Edition (40 CDs)

Dynamic/Naxos

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Guido Fischer, 08.09.2018, RONDO Ausgabe 4 / 2018



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Pasticcio

Künstlerin statt Zicke

Als 2011 gemeldet wurde, dass Anna Netrebko 2016 erstmals in den Wagner-Ring steigen und die […]
zum Artikel

Festival

Musikfestspiele Schwäbischer Frühling

Im Herzen Oberschwabens

Geiger und Festspiel-Intendant Linus Roth musiziert rund um Christi Himmelfahrt und in herrlich […]
zum Artikel

Café Imperial

Gerechtigkeit für Nico Dostal? Naja, der Komponist der „Clivia“ erfährt zwar derzeit eine […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Johann Joachim Quantz (1697-1773) war auch ein exzellenter Flötist und nahm als Flötenlehrer Friedrichs des Großen eine privilegierte Stellung im musikalischen Leben am preußischen Hof ein. Viele seiner Werke ebenso wie viele der von ihm gebauten Flöten entstanden ab 1741 exklusiv für den Monarchen. Der belgische Flötist Frank Theuns spielt hier auf einer originalgetreuen Kopie einer Quantz-Flöte einige dieser „Privat-Konzerte“. Theuns und sein sechsköpfigen […] mehr


Abo

Top