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Bekannte Sänger, Dirigenten und Orchester treten in dem vor allem für seine Weine berühmten Ort auf. Und viele CD-Einspielungen künden vom Ruhm Beaunes als einem Hotspot der Barockoper. Als Aufführungsorte für die nur konzertant dargebotenen Produktionen dienen der hinreißende Innenhof des ehemaligen Armenspitals Hôtel-Dieu mit seinen Fachwerkarkaden, den schmiedeeisernen Giebeln und den typisch buntglasierten Ziegeln, sowie die romanisch- gotische Basilika Notre Dame. Herz und Motor des Festivals ist seine Direktorin Anne Blanchard. Die passionierte Sängerin studierte zunächst Geschichte. Die Liebe zur Historie und damit auch zur Alten Musik brachte sie dazu, in Beaune Interpretationskurse zu organisieren, die sich schnell zum Festival auswuchsen.
Zum Jubiläum gab es die neuzeitliche Uraufführung einer bisher unbekannten Erstfassung von Antonio Vivaldis „Orlando furioso“. Während die bekannte, inzwischen vielgespielte Oper des Titels von 1727 stammt, hat der rote Priester wohl schon inkognito 1714 als sein drittes Musiktheaterwerk auf das später wiederverwendete Libretto einen rasenden Roland zum Singen gebracht. Der tut dies freilich als Bariton, nicht als Mezzo. In der privaten, in Turin aufbewahrten Notenbibliothek Vivaldis kannte man zwar das merkwürdige, 17 verschiedene Handschriften aufweisende Manuskript. Doch erst seit sich Federico Maria Sardelli als neuer Herausgeber der Vivaldi-Vokalwerke damit beschäftigte, wurde ihm klar, dass Vivaldi hier die Oper eines unbekannten Kollegen nach und nach selbst neugeschrieben hatte, freilich ohne Namensnennung. Der dritte Akt ist zwar verschollen, trotzdem kann Sardelli, neben einigen Anleihen und Variationen, auf 20 neue Arien verweisen, die teilweise aus Skizzen vervollständigt werden mussten. Auffällig ist die dramatische Kraft der Rezitative. Die Arien sind fast alle in schnellem Tempo, zum Teil wagt Vivaldi sehr schräge Harmonien: das Frühwerk als Experimentierwerkstatt. Wunderbar anzuhören ist das, auch weil unter Führung der theatralischen Romina Basso als Alcina und des wendigen Riccardo Novaro in der Titelrolle inspirierte Spitzensänger am (Ur-)Aufführungswerk waren. Sardelli leitete sein Orchestra Modo Antiquo mit Witz und Verve.
Matthias Siehler, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 6 / 2012
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