Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio
Bahn frei - und zwar atonal! (c)pixabay.com
Großstädtische Bahnhöfe sind bekanntermaßen längst nicht mehr ausschließlich das klassische Drehkreuz für Reisende und Berufspendler. Gerade die Vorplätze haben sich inzwischen zu sozialen Brennpunkten mit entsprechend düsteren Gestalten entwickelt. Für die Kunden der Deutschen Bahn ist daher der Weg in oder aus dem Bahnhof nicht selten zu einem Spießrutenlauf geworden. Um das Areal etwas sicherer zu gestalten, hat die Bahn in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit den Kommunen besondere Maßnahmen entwickelt. So wurde etwa in Hamburg, Leipzig und Schweinfurt versucht, durch lautstarke Rundumbeschallung mit klassischer Musik die ungebeteten Gäste zu vertreiben und gleich noch das Aggressionspotential und die Zahl von Körperverletzungen und Beleidigungen zu senken. Der Erfolg ließ aber zu wünschen übrig. Stattdessen beschwerten sich regelmäßig Bahnhofs-Händler und Fahrgäste genervt über die unverlangte Kulturdusche. Und im Fall von Hannover lockte die Maßnahme sogar viele feierlustige und dementsprechend lärmende Klassikliebhaber an.
Anscheinend hatte man aber einfach nur die falsche Musik ausgewählt. Das Abschreckungspotenzial von Bach muss schließlich als ziemlich begrenzt eingestuft werden. Aus diesem Grund will die Deutsche Bahn jetzt einen musikalischen Gang höher schalten, um den Berliner S-Bahnhof Hermannstraße endlich von den vielen Trinkern, Obdachlosen und Kleinstkriminellen freizuräumen. Ab September rückt man ihnen in einer ersten Testphase mit „atonaler Musik“ auf den Leib. Denn kann es musikalisch schärfere Geschütze geben als eine gemeinhin als abstoßend geltende, weil schräg miauende Klangsprache? Gab es da nicht ausgerechnet von Arnold Schönberg, der als Exponent der Atonalität gilt, das schöne Bonmot, dass „atonal eigentlich ´ohne Töne´“ bedeutet. Aber wie man schon aus dem alltäglichen Konzertbetrieb weiß, gilt beim Publikum immer noch jede Musik als schwerverdaulich, die nicht dem klassischen Harmoniekonzept der Musik etwa des 18. Jahrhunderts folgt. Sieht man davon ab, dass schon Mozart und Beethoven atonal zu Werke gehende Teufelskerle waren, bieten sich jetzt zuhauf Avantgarde-Stücke an, bei der der S-Bahnhof Hermannstraße im Nu leergefegt sein dürfte. Hier einige Anspieltipps:
György Ligetis „Atmosphères“
Iannis Xenakis` „Metastaseis“
Pat Methenys „Zero Tolerance For Silence“
Das Berliner-Neue Musik-Kollektiv Zeitkratzer mit der Fassung von Lou Reeds „Metal Machine Music“
Kurt Schwitters „Ur-Sonate“
Bevor sich die Bahn aber zu ihrer atonalen Attacke warmlaufen kann, hat bereits die Berliner Initiative für zeitgenössische Musik „Field Notes“ mit einer Auftaktveranstaltung von sich Hören lassen. Unter dem Titel „Atonale Musik für alle“ gab man am besagten S-Bahnhof Herrmannstraße ein Open-Air-Konzert mit Werken junger Komponisten und organisierte zugleich für die Obdachlosen ein kleines Büffet. Die Organisatoren verstehen dabei nicht nur „atonale Musik, die für die Befreiung von (tonalen) Hierarchien und die Gleichwertigkeit aller Klänge steht, als Metapher für gesellschaftliche Gleichberechtigung und Teilhabe. Mit unseren musikalischen Dissonanzen möchten wir gesellschaftlichen Missklängen entgegentreten.“
Schätze aus dem Plattenschrank
Mit sechs Jahren hatte Frank Peter Zimmermann schon eine genaue Vorstellung vom Leben. „Ich will […]
zum Artikel
Salzburger Festspiele (A)
Auch die letzte von fünf Opernpremieren bestätigte noch einmal den günstigen Eindruck des […]
zum Artikel
Neben Meterware finden sich dieses Jahr doch auch ein paar echte Trüffel unterm Phono-Bäumchen. […]
zum Artikel
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der Komponist Johann Joachim Quantz (1697-1773) war auch ein exzellenter Flötist und nahm als Flötenlehrer Friedrichs des Großen eine privilegierte Stellung im musikalischen Leben am preußischen Hof ein. Viele seiner Werke ebenso wie viele der von ihm gebauten Flöten entstanden ab 1741 exklusiv für den Monarchen. Der belgische Flötist Frank Theuns spielt hier auf einer originalgetreuen Kopie einer Quantz-Flöte einige dieser „Privat-Konzerte“. Theuns und sein sechsköpfigen […] mehr