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Die Größte: Aretha Franklin † (c) Wikimedia Commons
Jerry Wexler, der legendäre Produzent von Atlantic Records und Mann hinter den großen Erfolgen von Stars wie Ray Charles, hatte schon einiges erlebt. Aber die Studiosessions mit dem neusten Label-Zugang stellte 1967 alles in den Schatten. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass es so gut geworden war. Ich musste mich an diese Art der Größe erst gewöhnen“, sagte Wexler über die ersten Aufnahmen von Aretha Franklin für Atlantic Records. Und in der Tat: Die Songs der 1942 in Memphis/Tennessee geborenen Tochter des berühmten Baptistenpredigers C.L. Franklin hinterließen auch außerhalb des Tonstudios einen mächtigen Eindruck.
Innerhalb von nur 18 Monaten hatte die Sängerin und Pianistin nicht weniger als zehn Top-Ten-Hits in den USA. Es lag an dieser unerhörten Stimme, die gleichermaßen gospelgetränkt wie von weltlichen Dingen durchdrungen war. Und an den im Gestus des rauen Southern Soul eingespielten Liedern, die sie vortrug. Allen voran „Respect“, eine Nummer, die ursprünglich Otis Redding geschrieben hatte - die sich Franklin jedoch mit einer solchen Dringlichkeit aneignete, dass sie zum Schlachtruf all jener wurde, die in den bürgerrechtsbewegten Zeiten der 1960er Jahre unmissverständlich Respekt einforderten.
Als „schwarze Nationalhymne“ wurde der Song bezeichnet. Er war aber auch gleichzeitig ein extrem rhythmisierter #MeToo-Aufschrei lange vor Twitter & Co. Immer wieder gab Franklin danach den Frauen in der männlich dominierten Pop-Welt eine machtvolle Stimme. Etwa mit „Think“, aus der 1980 im Kultfilm „Blues Brothers“ eine gewitzte feministische Musicaleinlage in Schürze wurde. Oder in der gemeinsam mit Annie Lennox vorgetragenen Kampfansage „Sisters Are Doin`It For Themselves“, mit der Franklin Mitte der 1980er wieder an alte Erfolge anknüpfen konnte.
Für ihre Rolle als Jahrhundertstimme, die die Verhältnisse zum Tanzen brachte, wurde sie hoch dekoriert. Unter anderem mit der Freiheitsmedaille, der höchsten zivilen Auszeichnung in den USA. Wiederholt sang sie vor Barack Obama, 2009 bei dessen Inauguration und 2015 beim Kennedy-Preis (das Video der ungemein berührenden Performance wurde inzwischen 16 Millionen Mal auf YouTube abgerufen). Er war der erste schwarze Präsident, sie die erste Kaiserin im Reich des Pop und Soul – ohne sie wären Thronfolgerinnen wie Whitney Houston, Beyoncé oder Alicia Keys nicht denkbar gewesen.
Am Donnerstag ist Aretha Franklin nun nach langer Krankheit mit 76 Jahren in ihrem Haus in Detroit gestorben. Jerry Wexler hatte recht. Sie war die Größte.
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