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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Verkauf: Kommt Steinway auf den Holzweg? (c) pixabay.com

Pasticcio

Darauf einen Reiswein - zur Herrentorte!

Schon seit geraumer Zeit fallen superreiche Ölmagnaten aus dem Reich der Mitte als extrem kauflustig auf. Ihre Investitionslaune hat auch vor europäischen Kulturgütern nicht Halt gemacht, und so stehen im Bordeaux auf den Klingelschildern der entsprechenden Weinschlösser chinesische Namen (wobei die Bilanzen so mancher Eigentümer momentan ins Visier der französischen Steuerfahnder geraten sind). Nun könnte es zu einem weiteren Deal kommen, bei dem ein chinesisches Mega-Konsortium die Nase vorn haben dürfte. So wird gemunkelt, dass die legendäre Hamburger Klavierbauerschmiede Stein & Sons, längst in New York heimisch geworden, schon bald vom Konglomerat China Poly Group übernommen werden wird.
Sollte es dazu kommen, bestätigt sich erneut, dass man sich einfach keinen Illusionen hingeben darf. Denn als der aktuelle Steinway-Besitzer John Paulson das Unternehmen für satte 512 Millionen Dollar (386 Millionen Euro) an Land zog, hoffte man, dass es sich bei diesem Käufer nicht um eine der handelsüblichen Heuschrecken handeln würde. Der Mann hatte zwar sein Vermögen als New Yorker Hedgefond-Manager gemacht, der 2007 mit unlauteren Wetten gegen Immobilienhypotheken Milliarden verdient haben soll. Aber Paulsen schien zunächst durchaus ein großes Herz für die Musik zu besitzen. So standen in seinem Appartement gleich drei Steinways in den Größen M, O & B. Und 2012 spendete er dem örtlichen Konservatorium stolze 100 Millionen Dollar. Doch jetzt folgt die ernüchternde Gewissheit, dass auch ein Paulson den Hals nicht vollkriegen kann. So wird bereits kolportiert, dass er für den Verkauf durchaus mit einer Milliarde Dollar rechnen könne – was im Vergleich zum Kaufpreis von 2013 einer ansehnlichen Gewinnmarge entspricht.
Aktuell wird übrigens im Ruhrgebiet der Steinway eines namhaften Allrounders zum Kauf angeboten. Es ist der Mülheimer Helge Schneider, der sich von seinem wertvollen Markenflügel für schlappe 95.000 Euro trennen will. Schließlich, so die „Singende Herrentorte“, „verkaufe ich mein Instrument, weil ich mal so richtig konditern will, mit allem Drum und Dran, Kuchen, Cognac und so, ich möchte eine Konditorei eröffnen, wie Heino.“

Guido Fischer



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