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Mit Vivaldi und mehr noch mit Händel ist sie seit etwa einem Jahrzehnt auf zahlreichen Operneinspielungen zu hören. Für ihr erstes Recital aber hat Ann Hallenberg „Arias for Marietta Marcolini“ ausgewählt, eine zu Beginn des 19. Jahrhunderts gefeierte Sängerin, die 1811 Rossinis Geliebte und erste Muse wurde. Das Album ist ein rechtes Raritätenkabinett, mit Ausnahme von zwei Arien aus „L‘italiana in Algeri“ findet sich darauf mehr oder weniger Unbekanntes von Mayr, Weigl, Paer, Mosca, Coccia und eben Rossini. Die schwedische Mezzosopranistin erweist sich als charmante Gestalterin und fühlt sich in diesem Repertoire, in dem sie vom Timbre her an die junge Jennifer Larmore erinnert, hörbar ebenso wohl wie im Barockfach. Ihre schlanke, weiche Stimme, die sich niemals verdickt oder verhärtet, weist auch einen kleinen Schuss Rauch auf, der ja beispielsweise bei einem Single Malt erst für den richtigen Geschmack sorgt. Auch schottischer Whisky muss bekanntlich mindestens zehn Jahre reifen, vielleicht kam es deshalb bei Ann Hallenberg erst jetzt zur ersten Solo-CD. (naive/Indigo)
So positiv kann das Urteil über das neue Arienprogramm von Marie- Nicole Lemieux nicht ausfallen. Mozart, Haydn und Gluck präsentiert sie mit immer stärker überhand nehmenden Manierismen. In ruhigen Arien wirkt sie matt und ausgelaugt, sobald das Tempo anzieht, verfällt sie in eine recht schnell enervierende Übererregtheit. Expressivität in allen Ehren, aber die Altistin schafft es dann überhaupt nicht mehr, auf Linie zu singen. Da kann auch die eigentlich interessante Arienauswahl den Eindruck kaum bessern, zumal außerdem die Begleitung durch Les Violons du Roy ziemlich schwachbrüstig und kraftlos ausfällt. (naive/Indigo)
Diese Hörerfahrung lässt für die neue Gesamtaufnahme von Händels „Giulio Cesare“ mit Marie-Nicole Lemieux in der Titelrolle wenig Gutes hoffen. Umso dankbarer stellt man fest, dass die Kanadierin hier vokal überhaupt nicht so aufgesetzt und überzogen agiert wie auf ihrem (über ein Jahr zuvor eingespieltem) Recital, sie kann rundum überzeugen. Cleopatra profitiert vom aparten Timbre Karina Gauvins, die sehr raffiniert phrasiert, in der Höhe allerdings nicht immer frei und gelöst klingt. Neben der ausgezeichneten Romina Basso als Cornelia hört man hier mit Emöke Baráth eine Sopranistin in der Rolle des Sesto. Das ist zwar klanglich eine interessante Abwechslung (und von Händel auch so vorgesehen), der Figur aber abträglich, weil sie damit eher nach verschüchtertem Mädchen als nach rachsüchtigem jungen Mann klingt. Ein großes Lob schließlich für Alan Curtis, der – wie schon bei Joyce DiDonatos letzter CD – jetzt so zupackend zu Werke geht, wie man sich das früher öfter von ihm gewünscht hätte. (naive/Indigo)
Wenn einer der wichtigsten Künstler acht Monate Urlaub machen möchte, tut man als Label gut daran, vorher noch etwas mit ihm zu veröffentlichen. In Ermangelung eines neuen Albums hat Virgin deshalb kurzerhand – und rechtzeitig zu Weihnachten – ein Best-of aus Philippe Jarousskys bisherigen CDs herausgebracht. Der Titel „The Voice“ steht dabei in bester Countertenor-Tradition: harmonia mundi widmete bereits vor gut zehn Jahren Andreas Scholl eine so benannte Zusammenstellung. Damit auch eingefleischte Fans, die natürlich alle Jaroussky-Alben besitzen, an dieser Doppel-CD nicht vorbeikommen, hat man unter die 32 Tracks sechs bisher unveröffentlichte (u.a. Arien aus „Serse“ und „Rinaldo“) gemischt. Der Urlaub kann beginnen. (Virgin/EMI)
Michael Blümke, RONDO Ausgabe 6 / 2012
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Eva Jagun stammt aus einer Kölner Musikerfamilie und lernte zunächst Geige, Flöte, Gitarre und Klavier. Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie in diversen Chören und Bands, später studierte sie in Hamburg Musik, seit einigen Jahren lebt sie in Berlin. Dort arbeitet sie als Sängerin wie auch als Geigerin im Studio und auf der Bühne mit einer Vielzahl von Künstlern zusammen, unter anderen mit Nina Hagen oder Dieter Hallervorden. Wichtige Impulse erhielt sie vom kanadischen Jazzbassisten […] mehr