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Pablo Held Trio (c) Jürgen Bindrim
Dass deutsche Spitzenkräfte im Fußball von Deutschland nach England wechseln, daran hat man sich inzwischen gewöhnt. Dass das jetzt auch im Jazz geschieht, ist dann schon eine Überraschung: Pablo Held, einer der wichtigsten und aufregendsten deutschen Jazzpianisten, hat jetzt einen Vertrag auf der Insel unterschrieben.
Auf dem in den Wäldern von Berkshire angesiedelten Label Edition Records erscheint „Investigations“, das zehnte Album von Pablo Helds Trio. Es ist ein Werk voller unberechenbarer Wendungen und lichter Intensität, das jeder Plattenfirma gut zu Gesicht stünde. „Ich fragte ihn, warum er sich ausgerechnet uns ausgesucht hat“, erzählt Dave Stapleton, der Edition Records 2008 gemeinsam mit dem Fotografen Tim Dickeson gründete. „Pablo sagte: ‚Du warst der einzige, der wirklich Leidenschaft und Enthusiasmus zeigte‘. Es ist wohl so: Ich bin selbst Musiker und gehe total in der Musik auf. Ich denke, wie haben da eine besondere Verbindung.“
Stapleton, der am Royal Welsh College Of Music And Drama klassisches Klavier studierte und mit seiner eigenen Elektro-Soulrock-Band Slowly Rolling Camera seit 2014 für Aufhorchen sorgen konnte (die neue Platte erscheint im Juni), hält definitiv nichts von Isolationismus à la Brexit. „Mein Ideal für Edition Records ist es, ein europäisches Label zu sein, kein britisches“, bekennt der 38-Jährige.
Diese weltoffene Haltung gilt auch im Hinblick auf Genregrenzen, wie die anderen aktuellen Erscheinungen von Edition Records neben Pablo Helds Trioaufnahmen zeigen. Da reicht das klangliche Portfolio von den fragilen Songminiaturen der Band Snowpoet um die Londoner Sängerin Lauren Kinsella über das ungewöhnlich besetzte Oktett des norwegischen Pianisten Eyolf Dale bis hin zum skurrilen Post-Fusion- Jazz der Formation Dinosaur, in der die fabelhafte Trompeterin Laura Jurd den Ton angibt.
Die britische Presse zieht bereits Vergleiche zu einem berühmten Label, das wie Edition Records ein Faible für den Jazz aus dem Norden Europas hat: „Vor 40 Jahren war ECM in einer vergleichbaren Situation“, schreibt der Guardian, „und Edition Records klassioffenbart einen ähnlichen sechsten Sinn für aufstrebende Innovatoren.“
Stapleton, der unter anderem die Debütaufnahme des heutigen Saxofonstars Marius Neset herausbrachte, nimmt das Lob gern entgegen. Er habe riesigen Respekt für den ECMGründer Manfred Eicher. „Seine Unbeirrbarkeit, einen eigenen Weg zu gehen, hat mich inspiriert.“
Dennoch will Stapleton mit seinem Label, auf dem inzwischen über 100 Alben erschienen sind, einiges anders machen. Zum einen sieht er sich nicht als kuratierenden Produzenten alter Schule, der den Künstlern Vorgaben macht, sondern als kollegialen Partner und Ratgeber. Zum anderen setzt er auf die technischen Möglichkeiten der Gegenwart, die einem kleinen Unternehmen das Leben deutlich leichter machen. Niedrige Verwaltungskosten dank Buchhaltungssoftware und Cloudlösungen, schnelle und wirksame Öffentlichkeitsarbeit via Social Media, Streamingdienste als zusätzlicher und immer wichtiger werdender Vertriebsweg. „Ich bin ein großer Streaming-Verfechter, es ist das Format, das die Musikindustrie retten wird“, ist Stapleton überzeugt, „Leute haben Angst vor Veränderungen, ich aber glaube an den Wandel.“
Edition Records/Membran
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