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Als vor über vierzig Jahren das Schleswig-Holstein Musik Festival aus der Taufe gehoben wurde, war noch nicht zu ahnen, dass sein damals neues Konzept derart einschlagen und sozusagen zur Blaupause vieler Nachahmer werden würde. Die Macher hatten nämlich die seinerzeit revolutionäre Idee – eigentlich eine Adaption von Lenny Bernsteins Tanglewood-Idee, der tatsächlich anfangs auch in Schleswig-Holstein mitmischte –, nicht mehr nur in Konzertsälen zu spielen, sondern die ganze Region mit ihren Schlössern, Kirchen, still gelegten Manufakturen und luftigen Scheunen zu bespielen. Dieser rustikale Ansatz sollte einerseits auf die vielfältigen Schönheiten der Gegend aufmerksam machen, wollte aber auch eine bewusst unfeierliche, legere Form des Kunstgenusses einführen, um die berüchtigte Schwellenangst zu senken, obwohl damals noch gar keine Rede davon war.
Das europäische Original dieser vielfach kopierten Festival-Idee, das Schleswig- Holstein Musik Festival (30. Juni bis 26. August) ist nach wie vor ein Riese unter den Veranstaltungen seiner Art: In der kommenden Ausgabe stehen Starklarinettistin Sabine Meyer und der romantische Komponist und Musikschriftsteller Robert Schumann im Fokus des Programms. Im glanzvollen Reigen der Gäste finden sich Superstars wie Jonas Kaufmann, Sol Gabetta und Anna Netrebko, Freunde der Kammermusik werden das Artemis Quartett oder Nils Mönkemeyer buchen, ferner gastieren die Balthasar-Neumann-Ensembles, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und große Dirigenten wie Sir Antonio Pappano und Paavo Järvi.
Die größte Konkurrenz bei ähnlichem Konzept ist dem Schleswig-Holstein Musik Festival mit den Festspielen Mecklenburg- Vorpommern zugewachsen (15. Juni bis 16. September), das neben Kirchen, Sälen, Schlössern, Orangerien auch von Privatleuten zur Verfügung gestellte Spielorte in einem riesigen Gebiet von der Seenplatte bis zur Ostseeküste bespielt.
Auch hier sind Weltstars wie Hélène Grimaud, Daniil Trifonov, Julia Fischer, Igor Levit und Janine Jansen zu Gast. Als Preisträger in Residence prägt der Pianist Kit Armstrong den Festspielsommer mit 24 Veranstaltungen maßgeblich, und nicht nur als Pianist, sondern auch als Komponist, Gesprächspartner, Koch und als Dirigent. Zudem kommt das neue Format 2 × Hören zur Premiere, das sich dem Zuhören selbst widmet. Als Vorspann zum sommerlichen Festival in „Meck Pomm“ versteht sich der Festspielfrühling Rügen (9. bis 19. März), dessen Programm diesmal der Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, Matthias Schorn, kuratiert.
Die KunstFestSpiele Herrenhausen (18. Mai. bis 3.Juni) bieten im beeindruckenden Barockschloss Herrenhausen vor den Toren Hannovers und seinem herrlichen Park ein ausgesprochen experimentelles Programm. In seiner neunten Ausgabe kombiniert das Festival bei rund 60 Veranstaltungen Musiktheater, Performance, Konzert und Installation. Festival-Chef Ingo Metzmacher hat diesmal Theaterlegende Robert Wilson und seine „Lecture On Nothing“ geladen, neugierig machen ferner Uraufführungen, die selbst produzierte Theaterinstallation „Kabinett Ferrari“ oder der Abend mit dem vielversprechenden Titel „Hysterical Furniture“. Seinen 25. Geburtstag feiert das Usedomer Musikfestival (22. September bis 13. Oktober) mit einem besonderen Jubiläumsprogramm und Musik aller zehn Ostseeanrainer. Es gastieren unter anderem das Philharmonische Bläserquintett der Berliner Philharmoniker, die schwedische Mezzo-Diva Anne Sofie von Otter, die sich gerade zum internationalen Star mausernde norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing und das Baltic Sea Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Kristjan Järvi.
Erst in seine dritte Ausgabe geht das Internationale Musikfest Hamburg (27. April bis 30. Mai), das sich dem Motto „Utopie“ verschreibt. Die 62 Konzerte finden in der Hauptsache in der Elbphilharmonie statt, darunter Beethovens „Missa Solemnis“ und ein Gastspiel der Mailänder Scala mit dem Verdi-Requiem. Einen programmatischen Schwerpunkt setzt das Festival auf den Komponisten Karlheinz Stockhausen, dessen „Donnerstag“ aus „Licht“ zur Aufführung gelangt. Die Sparte Musiktheater ist mit Brecht/ Weills „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und Salvatore Sciarrinos „Lohengrin“ von den Salzburger Osterfestspielen vertreten. Außerdem gibt es live gespielte Filmmusik, einen Orgelmarathon und eine Hommage an David Bowie.
Den Freunden Neuer Musik sei schließlich das kleine, aber feine Festival Klangbrücken (19. bis 23. April) in Hannover empfohlen, das sich diesmal dem italienischen Komponisten Luciano Berio widmet.
Regine Müller, 14.04.2018, RONDO Ausgabe 2 / 2018
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