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Künstlerfreundschaft auf Papier © Landeshauptstadt Düsseldorf/Wilfried Meyer
Zu den wenigen Musikfeuilletons, die man immer und immer wieder aufschlagen kann, auch mit gewissem Schmunzeln, gehören die aus der Feder von Heinrich Heine. Sein Erlebnisbericht von einem Konzert Paganinis in Hamburg etwa ist quasi die ultimative Abhandlung über das Virtuosentum im 19. Jahrhundert. Nicht weniger erhellend und amüsant sind aber auch Heines Briefe, mit denen er aus der Wahlheimat Paris seine deutschen Leser über die musikalischen Moden in der französischen Hauptstadt informierte, etwa auch über die Uraufführung der „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz. „Es ist schade, dass er seine ungeheure, antediluvianische Frisur, diese aufsträubenden Haare, die über seine Stirne, wie ein Wald über eine schroffe Felswand, sich erhoben, hat abschneiden lassen“, so Heine über des Komponisten Äußeres. Bevor er weiter ausführt: „So sah ich ihn zum ersten Male vor sechs Jahren. Es war im Conservatoire de musique, und man gab eine große Symphonie von ihm, ein bizarres Nachtstück, das nur zuweilen erhellt wird von einer sentimentalweißen Weiberrobe, die darin hin und her flattert, oder von einem schwefelgelben Blitz der Ironie.“
Doch Heine kannte und schätzte nicht nur die Musik von Berlioz. Man war miteinander befreundet, wie man aus einigen wenigen Briefen weiß. „Welch unendliche Zartheit lebt in einer verborgenen Falte Ihres Herzens für das Land, dass Sie so sehr verspottet haben, für diese fruchtbare Erde der Dichter, für dieses Vaterland der träumenden Genien, für dieses Deutschland, dass Sie Ihre alte Großmutter genannt haben und das Sie trotz allem so sehr liebt!“, so Berlioz einmal an Heine. Umgekehrt schrieb Heine immer wieder an seinen Freund. Wie am 22. Juli 1848, als er in einem kleinen Brief von seiner Krankheit berichtet und ihn mit den Worten enden lässt: „Adieu – Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ohne Musik, – Henri Heine“. Dieser Brief gehört ab sofort zu den vielen Schätzen, die das Düsseldorfer Heine-Institut in seinem Bestand hat. Denn wie man jetzt voller Stolz vermelden ließ, konnte man diesen wie noch einen zweiten ersteigern – per Telefonschaltung bei einer Auktion in Paris für insgesamt 26.500 Euro. Und der zweite Brief vom 14.8.1855 erzählt besonders bewegend von Heines dramatischen Zustand in der „Matratzengruft“ sowie seiner Freundschaft zu Berlioz: „Vergessen Sie Ihren Freund nicht, den armen beinlosen Krüppel, und wenn Ihre Wege Sie in die Nähe der Avenue Matignon (Nr. 3) vorbeiführen, machen Sie sich doch die Mühe, bis an mein ärmliches Bett hinaufzusteigen, wo ich Sie bald baldmöglichst erwarte. Ich habe Ihnen mehrere Sachen zu sagen“.
Wer übrigens einen Blick auf diese beiden Erwerbungen des Instituts werfen will, hat dazu am 14. April im Rahmen der Düsseldorfer „Nacht der Museen“ Gelegenheit.
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