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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Löst Kirill Petrenko ab: Vladimir Jurowski (c) Sheila Rock

Pasticcio

Doppel-Spitze!

„Die Oper von morgen hängt von unserem Können und unserer Bereitschaft ab, das Repertoire von morgen zu erfinden.“ Dieser Satz stammt von Serge Dorny und ist auf der Internetseite der Oper in Lyon zu finden. Ganz schön visionär gesprochen. In diesem Fall ist das aber kein leeres Intellektuellengerede. Wenn ein Opernintendant in den vielen letzten Jahren es wirklich erfolgreich geschafft hat, mit hohem Anspruch eine Oper und das entsprechende Repertoire von morgen zu entwickeln, dann dem gebürtigen Belgier in der einstigen Gourmethochburg. Seit Dorny die Opéra de Lyon leitet (in diesem Jahr sind es 15 Jahre), hat das Haus mit seinen Spielplänen und musikalischen Leistungen nicht nur die Kollegen in Paris vor Neid erblassen lassen. International blickt man beeindruckt nach Lyon und kürte das Opernhaus diverse Male zum Jahresbesten.
Solche Fachleute, die mit ihren Opernideen aber nicht nur Szenekenner, sondern auch das breite Publikum begeistern können, sind natürlich rar gesät und dementsprechend umso gefragter. Und fast hatte man Dorny schon 2014 in Deutschland an der Angel. Doch aus seinem Engagement an der Dresdner Semperoper wurde nichts, da es im Hintergrund wohl auch heftige Meinungsverschiedenheiten mit Dresdens Musikchef Christian Thielemann gegeben hatte.
Nun aber ist es amtlich. Mit der Spielzeit 2021/22 wird Dorny von der Rhone an die Isar wechseln. Dann nämlich wird er als neuer Intendant der Bayerischen Staatsoper die Nachfolge von Nikolaus Bachler antreten. Und wer nicht nur Dornys Jahre in Lyon mitverfolgt hat, sondern überhaupt seine wichtigsten Karrierestationen Revue passieren lässt, der kann den Verantwortlichen zu ihrer Wahl nur gratulieren. Immerhin gehörte Dorny schon zu Beginn der 1980er Jahren an der Brüsseler Oper La Monnaie zum Zirkel des berühmten Gerard Mortier. 1987 wurde er künstlerischer Leiter des Flandern-Festivals. Und 1996 wechselte er als Generaldirektor und künstlerischer Leiter zum London Philharmonic Orchestra. Dieses Orchester kennt übrigens auch ein anderer zukünftiger Münchner wie seine Westentasche. Es ist der gebürtige Russe Vladimir Jurowski, der seit 2007 das LPO leitet und seit 2017 zudem das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Ab 2021 beginnt aber auch für Jurowski ein neues Kapitel. Wenn er als Generalmusikdirektor der Staatsoper dem Kollegen Kirill Petrenko folgt. Und wie im Fall von Serge Dorny gibt es auch zu dieser Entscheidung keine zwei Meinungen.

Guido Fischer



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