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N° 1353
13. - 24.04.2024

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am 20.04.2024



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Pasticcio

Schwarz und stark

Wie jeder ordentlich gemanagte Industriezweig hat natürlich auch der Musikmarkt in Deutschland seinen Bundesverband. Und wie die Kollegen von der Backwaren- oder Heimwerker-Innung zieht selbstverständlich auch die Chefetage des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) einmal im Jahr den Strich unters zurückliegende Geschäftsjahr. Wie viele Tonträger wurden 2017 verkauft? Und wie schaut es mit den digitalen Konkurrenzzweigen, mit Download und Streaming aus? Die Antworten auf diese Fragen stehen in jenen nackten Zahlen, die der BVMI jetzt veröffentlicht hat. Wobei BVMI-Chef Florian Drücke direkt etwas Wasser in den Wein gießen muss. Denn im Vergleich zum Vor-Vor-Jahr 2016 „haben wir diesmal eine leichte Delle im Markt“, so Drücke gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Der Grund: Der leichte Rückgang verkaufter physischer Tonträger konnte nicht vom digitalen Markt ausgeglichen werden.
Der Grundtenor dieser ersten Bilanz könnte somit wieder all diejenigen in ihrer Miesepeter-Meinung bestätigen, dass der klassische Tonträgermarkt sowieso keine Zukunft mehr hat. Doch sollen sie doch auf diese steile These wetten! Wie auf dem immer und immer wieder von sogenannten Branchenkennern und Analysten zu Grabe getragenen Buchmarkt hält sich auch das kleine Silberne in Form der CD und das größere Schwarze in Form der Vinyl-Schallplatte immer noch mehr als wacker. Während das Geschäft mit Downloads 2017 um 19,3 Prozent auf 157 Millionen Euro Umsatz zurückgegangen ist, besitzt die CD immerhin einen Marktanteil von 45,4 Prozent und ist damit weiterhin das stärkste Segment. Zur Wahrheit gehört aber auch der Hinweis, dass der Umsatz mit den silbernen Scheiben 2017 um 16 Prozent auf 720 Millionen Euro zurückgegangen ist. Dagegen ist weiterhin von einer kontinuierlich nach oben zeigenden Popularitätskurve von Vinyl zu berichten. Mit einem erneuten Plus von diesmal 5,1 Prozent erwirtschaftete Vinyl 74 Millionen Euro (Marktanteil: 4,6 Prozent).
Zu dieser freudigen Nachricht passt daher nur allzu gut ein Bericht, den die in Düsseldorf erscheinende „Rheinische Post“ gerade veröffentlicht hat. Darin werden mit Michael Heiber und Axel Ganz zwei Vinyl-Fans porträtiert, die in den Augen vieler Streaming- und Download-Apologeten wahrscheinlich nur Wahnsinnige sind. Denn Heiber & Ganz haben einen großen Plan: Sie wollen in der Landeshauptstadt ein Vinyl-Presswerk auf die Beine stellen. Und schon im Sommer 2019 soll die Eröffnung sein. Mal schauen, wie sich das auf die Bilanzen des Bundesverbands Musikindustrie auswirken wird. In jedem Fall positiv … wetten?

Guido Fischer



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