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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Teures Vergnügen: Die sanierte Staatsoper Unter den Linden (c) Gordon Welters

Pasticcio

Deutschland, Deine Baustellen

Hurra! Wieder konnte eine Schmerzgrenze gerissen werden. Auf 439,4 Millionen Euro beläuft sich die Gesamtsumme all der Bau- und sonstigen Nebenkosten, die im Laufe von sieben Jahren angefallen sind, um die Berliner Staatsoper Unter den Linden nach allen Regeln der Kunst wieder spielfertig zu machen. Dabei wurde zuletzt noch von 400 Millionen Euro gesprochen, die die Sanierung verschlingen würden. Woran man sich auch noch einmal erinnern sollte: Ursprünglich hatte man mit 240 Millionen Euro gerechnet – woraus eben nun rund 87 Prozent mehr geworden sind für einen Betrieb, der seit Dezember 2017 wieder auf Hochtouren läuft. Doch das Beste ist: es wird noch etwas nachkommen. Denn wie Bausenatorin Katrin Lompscher bei einer Bilanzkonferenz jetzt mitgeteilt hat, sind die 439,4 Millionen Euro noch längst nicht die Schlussabrechnung. Bis 2021 müsste man da schon noch mit nachgereichten Rechnungen rechnen.
Macht aber nichts. Solche Kostenexplosionen sind ja schon fast Alltag. Nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch im Rest der Republik, wo Opern- und Konzerthäuser grundüberholt werden müssen und einen Neuanstrich gebrauchen können. Beispiel Köln: dort beläuft sich die Doppelsanierung des Opern- und des Schauspielhauses auf momentan schlappe 570 Millionen Euro (250 Millionen hatte man sich als Gesamtsumme vorgestellt). Und ob der stets weiter nach hinten verschobene Wiedereröffnungstermin im Jahr 2022 oder doch 2023 gehalten werden kann, ist weiterhin fraglich.
Von Köln geht es dann weiter nach Bonn. Dort ist man nämlich gleichfalls mächtig im Zeitverzug, was die Wiedereröffnung der Beethovenhalle angeht. Ende 2018 hatte man eigentlich angedacht. Nun aber wird es voraussichtlich frühestens Mai 2020. Was schon deswegen eine dezente Katastrophe ist, da man in dem Jahr Beethovens 250. Geburtstag zu feiern gedachte und selbstverständlich flächendeckend die Beethoven-Halle bespielen wollte. Notgedrungen macht man sich jetzt bereits auf die Suche nach einer entsprechenden Ausweichspielstätte. Und nur fürs Protokoll: aus den zunächst anvisierten 60 Millionen Euro Sanierungskosten sind inzwischen 75 Millionen Euro geworden.
Auch angesichts dieses Beispiels sollten bei den Stuttgartern die Alarmglocken schrillen. In der Landeshauptstadt steht in paar Jahren die Sanierung des Opernhauses an. Der Startschuss sollte 2021 fallen, und für die nächsten sieben Jahre der komplette Opernstab in ein Ausweichquartier umziehen. Jetzt hat man das Jahr 2023 anvisiert. Und wie es mit den geschätzten Kosten aus? Man rechnet mit 400 Millionen Euro. Stand 2018.

Guido Fischer



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