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(c) Monika Rittershaus
Im Ernst: Auch die besten Opernregisseure sind nur alle zwei bis drei Male gut. Christof Loy zum Beispiel. Wie großartig war seine Frankfurter „Fledermaus“, in der die Reihenfolge der Szenen verwechselt wurde. Super auch „Lucrezia Borgia“ an der Bayerischen Staatsoper mit Edita Gruberova. Ein ähnliches Werk, Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“, misslingt ihm am Theater an der Wien gehörig. Auf rumpelnder, leerer Drehscheibe (Bühne: Katrin Lea Tag) lässt sich die schottische Inhaftierte von Männergruppen umspielen wie einst Caterina Valente in ihren bizarrsten Fernsehshows. Der Arnold Schoenberg Chor sitzt tatenlos auf der Umrandung, als seien es Affen im Zoo.
Natürlich hat Loy genug differenzierte Personenregie auf der Pfanne, um durch Alexandra Deshorties ein bissiges Bild der eifersüchtigen Königin Elisabeth I. entwerfen zu lassen. Wo der Essigstrahl ihres Mezzosoprans hinreicht, wächst kein Unkraut mehr. Norman Reinhardt als Roberto hat wenig zu melden. Fürs Drama reicht das nicht, zumal Paolo Arrivabeni am Pult des ORF Radio-Sinfonieorchesters – obwohl es sich hier um das verlässlichste Opernorchester von Wien handelt! – nur eine rutschige, leicht labbrige und wenig Reibungsfläche bietende Unterlage bereitstellt.
So hängt alles an den Vokalkünsten der in der Tat großartigen Marlis Petersen in der Titelrolle. Innenspannung, eisige Sopranglut und die Fähigkeit zur Lyrik unterscheidet sie von aller Belcanto-Zwitscherei, die sonst Werke dieser Art durchspült. Mag sein, dass Petersen die wahre, mögliche Erbin Gruberovas wird, mit der sie sich schon früher die Rolle von Bellinis „Straniera“ teilte (gleichfalls in der Regie von Loy). Die inneren Brüche, auch Verrücktheit der Gruberova hat sie – noch – nicht. Zugegeben: Joyce DiDonato als Maria Stuarda war kürzlich noch nervenzerfetzender. Trotzdem: A Belcanto-Queen is born! Bitte mehr davon.
Robert Fraunholzer, 24.02.2018, RONDO Ausgabe 1 / 2018
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