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Daniel Behle (c) C. Horowitz
An die Zeit, als die Fahrten übers Meer noch mit richtigen Gefahren verbunden waren, erinnert das mittlerweile dritte Album, das die Harfenistin Arianna Savall mit Petter Udland Johansen und dem Ensemble Hirundo Maris aufgenommen hat. Die so genannte Alte Musik wird ja gerade da am spannendsten, wo sie sich stilistisch mischt, wo man nicht mehr so recht weiß, ob man Klassik, Folk oder Folk-Jazz zuhört. Und diese Mischung ist es, die das Album, das selbst von Seefahrten handelt, zu einer – übrigens meditativen, durchaus entschleunigten – Reise macht. Dabei begegnet man nicht nur faszinierenden Melodien wie dem Evergreen „Scarborough Fair“, sondern Musik von Persönlichkeiten wie dem legendären Iren Turlough O’Carolan, der als blinder Meister seines Instruments und Zeitgenosse Bachs und Händels keltische Traditionen mit der Barockmusik verband.
Wenn sich ein Tenor vornimmt, an die Kunst des großen, viel zu früh gestorbenen Fritz Wunderlich zu erinnern, dann erwartet man vielleicht nicht in erster Linie das Repertoire, das Daniel Behle in dieser Absicht aufgenommen hat: große Momente aus leichten Opern und Operetten – von Lortzing, Nicolai und Lehár bis zum Filmschlager „Ein Lied geht um die Welt“ (der ja auch dem Kollegen Joseph Schmidt Reverenz erweist). Aber warum eigentlich nicht: Behle ist ja selbst ein vielseitiger Wanderer zwischen den Genres, wie der wundersame Wunderlich einst selbst, und er hat sich sogar mit einer stilistisch an die silberne Operettenepoche gemahnenden Eigenkomposition ins Programm eingebracht. Der von Chor und Orchester begleitete und mit spätromantischer Harmonik aufgeheizte Beitrag zeigt – im zum Schunkeln reizenden Dreivierteltakt – die Domstadt am Rhein aus der Sicht des Hamburgers Behle. Es zeigt sich einmal mehr: Die Operette ist nicht nur besser als ihr Ruf, der Ruf ist sogar das einzige Schlechte an ihr.
Capriccio/Naxos
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Die Opernsängerin Natalie Dessay hat schon vor Jahren eine Liebe entdeckt, die abseits der großen Bühnenfiguren liegt: die Lieder ihres 1932 geborenen Landsmanns Michel Legrand – preisgekrönter Lieferant großer Soundtracks. Nach gemeinsamen Konzerten und Alben schlug nun die Stunde für ein Großprojekt: „Between Yesterday and Tomorrow“ bewegt sich im Bereich der Gattungen Orchesterlieder-Zyklus, Oratorium oder Ein-Personen-Musical. Das Werk zeichnet die Lebensgeschichte einer Frau von der Geburt bis zum Tod mit zentralen Momenten wie erster Liebe und Mutterschaft. Wer darin ein modernes Gegenstück zu Schumanns „Frauenliebe und -leben“ sehen will, liegt sicher nicht falsch. Schon in den 60ern entstanden, hatte Legrand das Projekt einst Barbra Streisand angeboten, doch eine Gesamtaufnahme kam nicht zustande – bis jetzt.
Sony
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Einfühlsame Klavierklänge sind im Moment angesagt wie nie. Eigentlich braucht man sich also gar nicht zu wundern, dass ein Pop-Urgestein wie Benny Andersson – einst eins der beiden „B“ in „ABBA“ – diese Welle mitreitet. Nun sind die Melodien der erfolgreichen Schweden- Band durchaus gehaltvoller als vieles, was einem derzeit so an Piano-Chillout zugemutet wird. Andererseits gibt im Album mit dem seltsam schlichten Titel „Piano“ der durch keine technische Manipulation oder Begleitung verstellte Blick auf das Soloklavier leider so manche pianistische Schwäche preis. Immerhin kommt Andersson als freundlicher Tastenunterhalter rüber, als Erzähler in Tönen, der vor uns improvisierend die Früchte seiner großen Karriere – mit ABBA-Titeln, Melodien aus „Chess“ und mehr – ausbreitet. Das Booklet überrascht mit historischem Fotomaterial.
DG/Universal
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Oliver Buslau, 16.12.2017, RONDO Ausgabe 6 / 2017
Großstädtische Bahnhöfe sind bekanntermaßen längst nicht mehr ausschließlich das klassische […]
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Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr