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(c) Tobias Humm
Ob Monteverdis „Orfeo“ oder Johann Strauss’ „Der Zigeunerbaron“ – diese prestigeträchtigen Partien hat Äneas Humm bereits gesungen. Und auch in die Rolle des Adonis in John Blows „Venus and Adonis“ schlüpfte er mit Erfolg. Was Opernbühnenerfahrungen angeht, kann der inzwischen 22-jährige, trotzdem immer noch so jungenhaft wirkende Bariton also einiges vorweisen. Doch gleichzeitig hat er auch Liedschwergewichte wie Schumanns „Dichterliebe“ und Beethovens „An die ferne Geliebte“ im Repertoire. Anfang November sang er obendrein in Österreich unter der Leitung von Kay Johannsen in Haydns sogenannter „Nelson-Messe“. So ist im Laufe der letzten Jahre Humms Terminkalender kontinuierlich voller geworden. Auch dank Einladungen nach Übersee und Russland. Die Laufbahn des noch im Studium befindlichen Sängers hat offiziell noch gar nicht richtig begonnen, dennoch ist sein Potenzial schon jetzt verblüffend. Seine Baritonstimme besitzt ein ungemein angenehmes Volumen. In den dynamischen Schattierungen bewegt sich Humm durchaus souverän. Und auch in Diktion und Wortnuancierung ist er schon viel weiter als selbst so manch älterer Kollege. Was aber den gebürtigen Zürcher neben seinem Riesentalent von vielen seiner Generation auch unterscheidet, ist die Selbstverständlichkeit, mit der er sich in den unterschiedlichsten Kapiteln der Musikgeschichte bewegt. „Es ist für mich gerade als junger Sänger wahnsinnig spannend, sich mit diesem großen und facettenreichen Repertoire beschäftigen zu können. Beispielsweise war meine allererste Oper die zeitgenössische Oper ‚Kommilitonen! Young Blood‘ von Peter Maxwell Davies.“ 18 Jahre alt war Humm damals und hatte zuvor den Sprung in die Gesangsklasse von Krisztina Laki an der Bremer Hochschule für Künste geschafft.
Im vergangenen Mai verabschiedete sich Humm nun von Bremen und seiner alten Lehrerin auch mit einem Bachelorkonzert. Und ist mittlerweile fest in New York gelandet: Seit September studiert er nämlich an der dortigen Nobel-Kaderschmiede, der Juilliard School of Music, in der Klasse von Prof. Edith Wiens. „Ich habe das Gefühl, dass ich mich hier enorm weiterentwickeln kann. Zumal wir in der gesamten musikalischen Bandbreite unterrichtet werden, in der Alten und Neuen Musik, in Oper und eben Lied.“
Diese neue Herausforderung bringt allerdings auch mit sich, dass Humm vorrübergehend weniger Zeit für Auftritte in der europäischen Heimat haben wird. Einige wenige Termine, etwa Beethovens Neunte im Luzerner KKL und die erste Zusammenarbeit mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, sind schon jetzt fest eingeplant. Und vor dem Umzug nach New York ist noch rechtzeitig Humms Debüt-Album mit dem Titel „Awakening“ fertig geworden. Zusammen mit Pianistin Judit Polgár hat er Jugendlieder von Hugo Wolf, Alban Berg und Richard Strauss aufgenommen, sowie das „Liederbuch des Hafis“ von Viktor Ullmann, der 1944 in Auschwitz umgebracht wurde. Kein alltägliches Programm für eine Erstlings-CD. Aber genau solche Zusammenstellungen reizen den jungen Bariton: „Ich möchte immer auch Neues entdecken. Wobei ich mir jetzt erhoffe, dass durch meine CD gerade das Interesse an Ullmanns Musik noch größer wird.“
Rondeau/Naxos
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