Startseite · Interview · Gefragt
(c) Marco Borggreve
Sie sind ein gutes Team: der Salzburger Stephan Gehmacher, der offene, wache Intendant der Philharmonie Luxemburg, und der Spanier Gustavo Gimeno, der von ihm 2015 berufene Chefdirigent des inzwischen mit dem 12 Jahre jungen Haus fest verbundenen Klangkörper, dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Beide eint die nahe Bekanntschaft mit Claudio Abbado, der eine hat unter dem Maestro die künstlerische Planung bei den Berliner Philharmonikern verantwortet, der andere war sein letzter Assistent und hat auch Mariss Jansons zugearbeitet, dessen Orchesterdirektor wiederum Gehmacher war. Vor allem aber eint beide die Attitüde. Sie machen wenig Gewese um sich, das Ego ist sekundär, es geht um die Sache: gute Musik, spannende Programme, die Weiterentwicklung von Haus und Orchester und die entsprechende Vermittlung nach außen.
Doch wenn man Gimeno eine zweite Brahms-Sinfonie oder Ravels „Daphnis und Chloe“-Ballett dirigieren erlebt, dann spürt man sofort auch dessen tiefe Liebe zur Musik, den Spaß am Gestalten, das Miteinander von Orchester und Chef – der ja eigentlich ausgebildeter Perkussionist ist und es immerhin zu einem Traumjob beim Concertgebouw Orchestra gebracht hat. Einen Schlagwerker stellt man sich extrovertiert vor, Gimeno ist das Gegenteil, reflektiert, zurückhaltend. Und so, wie er als Spanier in Amsterdam lebt und in Luxemburg arbeitet, so ist er auch als Dirigent einer, der sucht, mitnehmen möchte und nicht herrisch anschafft, den Musikern seinen Willen aufzwingt.
„Ich bin zwar ruhig, aber ich will gestalten“, sagt Gustavo sehr offen im Gespräch. „Und deshalb habe ich in meiner Amsterdamer Zeit einfach jede Chance genutzt, mich für viel mehr als nur meine Instrumente interessiert. Wahrscheinlich bin ich deshalb auch gleich ins Ausland zum Studieren gegangen. Beim Concertgebouw bin ich einfach so hineingerutscht, habe alles aufgesogen, was sich mir bot. Und es eben nicht nur beim Orchesterspielen und Repertoirelernen belassen, irgendwie wusste ich, ich möchte mehr sagen.“ Das hat die großen Dirigenten beeindruckt, Abbado hat ihn dann oft mitgenommen nach Luzern und zu seinem Orchestra Mozart in Bologna: „Da wusste ich natürlich, ich muss alles so einstudieren, wie Claudio es möchte, gleichzeitig konnte ich immer überlegen, wie ich es wohl gestalten würde. Das konnte ich dann aber erst machen, als ich selbst und eigenverantwortlich vor einem Orchester stand. Dafür hat es mir aber ungemein genützt, ich weiß, wie ich etwas aufbaue und wie ich das vermittle.“
Deswegen ist sein augenblicklicher Posten auch so ideal für den 41-Jährigen. „Ich habe hier ein Orchester mit einer Tradition, das man entscheidend optimieren möchte. Mein Vorgänger Emmanuel Krivine hat schöne Aufbauarbeit geleistet, wir haben gute, motivierte Musiker. Und jetzt müssen wir den nächsten Schritt gehen. Wir können uns dafür an den vielen erstklassigen Gastorchestern messen, die hier gern auftreten, wir touren selbst verstärkt, ich selbst bin bei renommierten Orchestern als Gast und befrage auch das Repertoire auf pädagogische Gründe.“ Farbenspiele bei Ravel, romantische Durchlässigkeit und feiner Glanz bei Brahms, das sind solche Aufgaben, und auch die Plattenaufnahmen werden so angegangen. Drei feine Alben mit Ausgefallenem von Bruckner, Bartók und Schostakowitsch und jüngst Ravel zeugen davon.
Pentatone/Naxos
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Matthias Siehler, 02.12.2017, RONDO Ausgabe 6 / 2017
Wer solche Megaseller wie John Lennon, Cher und Neil Young unter Vertrag nehmen konnte, der hat […]
zum Artikel
Proben, Pleiten und Premieren: Höhepunkte in Oper und Konzert
Eidgenossen sind eigen. Obwohl die Salzburger Festspiele wie auch die Oper Hamburg coronabedingt […]
zum Artikel
Kurz vorm Kontrollverlust
Der vielleicht bestaussehendste Flötist der Gegenwart legt seine erste Solo-CD vor. Spät, aber […]
zum Artikel
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Alexander Skrjabins frühe Werke sind in ihrer Tonsprache noch stark von Chopin und Liszt beeinflusst. Die Préludes op. 13, zeigen deutliche Bezüge zu Chopin, aber auch eine visionäre Originalität, die seine zukünftige Modernität vorwegnimmt. In der berühmten Étude in cis-Moll hört man komplexe Harmonien, während die epische Leidenschaft der Fantasie in h-Moll bereits den kompositorischen Fortschritt andeutet. Die italienische Pianistin Daniela Roma hat in ihrem Heimatland und den […] mehr