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Um die inzwischen 30-jährige Erfolgsgeschichte des eigenen Labels anhand exemplarischer Aufnahmen zu feiern, hätte Naxos-Chef Klaus Heymann für die Jubiläumsbox jetzt durchaus auch zu einem ungewöhnlichen Bestseller greifen können. Es ist die 1995 entstandene Gesamtaufnahme der Klaviersonaten von Pierre Boulez mit der Pianistin Idil Biret. Hochkomplexe und -komplizierte zeitgenössische Musik verbirgt sich dahinter. Trotzdem hat sich die CD inzwischen weit über 40.000 Mal verkauft! Solche Verkaufszahlen erlangt nicht jeder der inzwischen 9000 Titel im opulenten Naxos-Katalog. Das Beispiel „Boulez“ zeigt aber, dass man auf dem heißumkämpften Klassik- M a r k t selbst mit solchen avancierten Risikoprodukten schwarze Zahlen schreiben kann. In der nun anlässlich des 30. Naxos-Geburtstags erschienenen Box finden sich aber eben auch Aufnahmen, deren ungeheuere Resonanz wohl selbst Heymann überrascht haben dürfte. Über eine Viertelmillion Mal ging zum Beispiel die Einspielung der 3. Sinfonie des Polen Henryk Górecki über die Theke. Und wenngleich 1994 so manche Neue Musik-Hardliner über diese osteuropäischen Klangmeditationswelten die Nase gerümpft haben mögen, ist dieses Werk von Górecki längst ein Klassiker der gemäßigten Moderne.
30 CDs mit 30 Original-Einspielungen aus dem Zeitraum 1987 – 2015 umfasst also nun dieser kompakte Miniwürfel. Im Booklet finden sich neben kurzen Einführungen zu den jeweiligen Werken jeweils auch erläuternde Worte von Klaus Heymann über den Stellenwert der Aufnahme im Gesamtkatalog. Und wie es eben von jeher zur Geschäftsphilosophie von Naxos gehört, ist diese Zusammenstellung nicht nur erschwinglich, sondern bietet Musikgeschichte auf großartigem Niveau. Vom englischen Renaissance-Meister Thomas Tallis bringt die Oxford Camerata auf ihrer Einspielung von 2005 auch das 40-stimmige Vokalwunderwerk „Spem in alium“ atemberaubend zum Leuchten. Für russisches Pathos mit Wucht und Kraft sorgen dagegen Vasily Petrenko mit seinem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra (Tschaikowskis „Manfred- Sinfonie“) sowie JoAnn Falletta mit dem Buffalo Philharmonic Orchestra (Glières 3. Sinfonie). Und während die Repertoire-Bandbreite von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ bis hin zu Karol Szymanowskis „Stabat Mater“ und der energiegeladenen „Metropolis Symphony“ des Amerikaners Michael Daugherty reicht, kommen selbstverständlich auch viele jener Interpreten zum Zuge, die schon lange zum Stammpersonal von Naxos gehören. Die chinesische Geigerin Tianwa Yang lässt bei Werken des spanischen Highend-Virtuosen Sarasate ihre Saiten glühen. Der ungarische Pianist Jenő Jandó begeistert mit drei bedeutenden Beethoven-Sonaten. Und aus der Neuen Welt präsentiert Marin Alsop mit dem Baltimore Symphony Orchestra Dvořáks gleichnamige Sinfonie. Derweil laden Leonard Slatkin und das Detroit Symphony Orchestra bei ihrer Hommage an Aaron Copland zu einer furios knalligen und vergnüglichen „Rodeo“-Party ein!
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 3 / 2017
Dass Gustavo Dudamel eine große musikpädagogische Ader hat, ist nun wirklich nichts Neues. […]
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Nein, am Abend des 200. Geburtstages von Giuseppe Verdi hat die von ihm „grande boutique“ […]
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Mit Leidenschaft: Zwischen Beethoven- und Schumann-Haus in der Bonner Brahmsstraße aufgewachsen – damit ist das Programm von Fabian Müllers neuer CD umrissen. Unter dem Titel „Passionato“, entlehnt von Ludwig van Beethovens Dauerbrenner-Klaviersonate und Expressivitätsgipfelwerk, bricht sich hier die Erregung, ja gar die aufgestaute Corona-Wut Bahn. In auftrittsarmen Zeiten bleibt freilich nur der diskografische Weg zum Ausdruck des eigenen Pianisten-Ichs. Es würde aber auch nicht […] mehr »