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Das Cleveland Orchestra hat seine eigene Operntradition. In den Dreißigern gab es in der frisch eröffneten Severance Hall sogar die USErstaufführung von Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“. Franz Welser-Möst, seit 2002 Chefdirigent, hat diese Tradition wiederaufgenommen. Ein Höhepunkt war sicher 2014 Janáčeks „Schlaues Füchslein“ mit dem kalifornischen Regisseur Yuval Sharon. Der inszeniert nächstes Jahr mit Neo Rauch in Bayreuth den „Lohengrin“. Und das „Füchslein“ ist mit im Gepäck für den Wiener Musikverein bei der Europatournee anlässlich des 100. Orchestergeburtstages. In Cleveland gab es jetzt mit diesem Duo Debussys „Pélleas et Mélisande“. Dessen Statik lässt sich auf einem durch Requisitenelemente erweiterten Podium sehr gut ausdeuten. Zwischen den Musikern stehen Podien, auf denen starr und ohne Kontakt die Protagonisten positioniert sind. Der profunde Peter Rose als alter Ex-König Arkel aber sitzt links auf einem gotischen Thron. Die Resignation der wie tot in Schloss Allemonde dahinsiechenden Familie spiegelt sich in der dezent ausgeleuchteten Saaldecke wider. Mit ihren Art-deco-Spitzenornamenten könnte sie einem Debussy- Ambiente entsprungen sein.
Auf halber Höhe hinter Sängern und Klangkollektiv steht ein Glaskasten, der transparent und blickdicht sein kann. Nebel wallt in ihm, Schauspieler und Tänzer spiegeln, was die Protagonisten denken und oft nicht sehen. Projektionen und Schattenrisse deuten Schauplätze an, Puppen und graue Menschen wandeln. Man folgt dieser Vieles unausgesprochen lassenden Geschichte auf einer halbabstrakten, traumwandlerischen Ebene. Noch intensiver als sonst wird die vom Orchester erzählt, mit dem Piano-Mut stetig neuer Diminuendi vorangetrieben. Martina Janková singt Mélisande. Staunend, gefasst, mit leichter Höhe. Warm, wohlig ist das Timbre des Kanadiers Eliott Madore als Pelléas, ein junger Halbbruder des zornigen Golaud, wie ihn Hanno Müller- Brachmann markant gibt. Ein sehr besonderes Raumklangkunstwerk. Nächstes Jahr soll Wagners „Tristan“ kommen – und 2018 vielleicht „Ariadne auf Naxos“.
Roland Mackes, RONDO Ausgabe 3 / 2017
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