home

N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Medien · Kronjuwelen

Magazin

Schätze für den Plattenschrank

Seelendramen

Herbert von Karajan hatte mit der Chormusik seine ersten wichtigen Schritte gemacht. 21 Jahre alt war er, als er 1929 zum Kapellmeister in Ulm berufen wurde. Und auch auf seiner zweiten wichtigen Station, in Aachen, sorgte er als akribischer Arbeiter für Aufsehen, wenn es um Bachs „Matthäuspassion“ und Verdis „Requiem“ ging. Diese beiden Werke unter seiner Leitung finden sich neben anderen in einer CD-Box, die Karajans Einspielungen von Chor- und geistlichen Stücken nun für die Deutsche Grammophon bündelt. Sieht man einmal von Strawinskis „Psalmensinfonie“ ab, hatte Karajan ein Kernrepertoire, das er sein Leben lang immer wieder neu beleuchtete. Mozarts „Requiem“ nahm er gleich drei Mal auf (die Aufnahme von 1976 mit Allstar-Quartett Tomowa- Sintow, Baltsa, Krenn, van Dam ist die wohl aufwühlendste, weil ungeschönteste). Verdis „Requiem“ liegt ebenfalls in zwei Einspielungen vor – wobei bis heute die 1972er Aufnahme mit Mirella Freni und Nicolai Ghiaurov zu den Meilensteinen in der auf Tonträger festgehaltenen Interpretationsgeschichte gehört. Und neben weiteren Säulenheiligen und Seelenverwandten von Karajan (wie Haydn, Beethoven, Bruckner) darf selbstverständlich auch Bach nicht fehlen. Bei der „Matthäuspassion“ (1971/72) und noch mehr bei der h-Moll-Messe (1973/74) mögen zwar die Hardliner unter den Fans der historischen Aufführungspraxis die Augen verdrehen. Aber auch wenn Karajan bisweilen selbst mit seiner berühmt-berüchtigten Sfumato-Ästhetik die Konturen abschleift, zieht er einen ab den ersten Takten in einen tiefen Ausdruckskosmos hinein.

Karajan: The Sacred & Choral Recordings (29 CDs)

DG/Universal

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Guido Fischer, 01.04.2017, RONDO Ausgabe 2 / 2017



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Boulevard

Weltraumreisen im „Goldenen Saal“

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Als die Wiener Philharmoniker einst erstmals Strauss-Walzer im Wiener Musikverein spielten, war […]
zum Artikel

Pasticcio

Das alte Spiel: Zurückbauen und neu machen

Vor fast genau einem Jahr haben wir an dieser Stelle unter der etwas gemeinen, aber unter dem […]
zum Artikel

Gefragt

Andris Nelsons

Kein Sieg

Nelsons probt in der Philharmonie von Luxembourg Mahlers Siebte: Ein Gespräch über seinen […]
zum Artikel


Abo

Top