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Angesprochen auf ein Feature in Downbeat, das mit „Rebell der neuen Musik“ überschrieben war, übt sich der hochgewachsene, schlanke und jungenhafte Mittdreißiger mit sanfter Stimme in Diplomatie. Als Rebell sehe er sich nicht, mit dem Begriff Neue Musik sei er unglücklich – und spricht dann doch noch Klartext: „Der Aspekt des Neuen ist für mich nachgeordnet; mir geht es darum, Musik zu machen, die sehr persönlich und ganz einzigartig ist. Meine Leidenschaft gilt Leuten, denen es gelingt, etwas Persönliches in der Musik zu finden und ich versuche, mit solchen Menschen zusammenzuarbeiten. Denn für mich ist die wichtigste kompositorische Entscheidung die Wahl der Partner. Entscheidend sind immer die Individuen.“
Das Konzert bewies es, in seinem aktuellen Trio hat Lehman einzigartige Partner für seine Fortentwicklung des Bebop aus dem Geiste der M’Base. Scheinbar schlafwandlerisch beherrschten Matt Brewer am Kontrabass und Damion Reid am Schlagzeug die hochkomplexen rhythmischen und harmonischen Strukturen von Lehmans Musik. Kraftvolle, zirkular fortschreitende Tieftonpatterns an Bass und hoch virtuos getrommelte vertrackte Rhythmen am Schlagzeug suggerierten vitalen Groove und den Geist von Freiheit.
Punktgenau und oft in atemberaubendem Unisono mit dem Schlagzeug wob Lehman seine Altsaxofonlinien in die dichte Textur. Die Beine eng und parallel, den aufrechten Oberkörper mit klappmesserähnlichen Bewegungen auf und ab federnd, schickte er seine aberwitzigen Tonkaskaden entlang klaren melodischen Wendemarken durch den Teilchenbeschleuniger der hochenergetischen Interaktion. Der Authentizität der Musik entsprachen die zugewandten ungekünstelten Ansagen. Kein Wunder also, dass das Publikum – um mit Roger Willemsen zu sprechen – in einen Begeisterungstaumel intelligenter Gefühle geriet.
Thomas Fitterling, RONDO Ausgabe 5 / 2012
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