Startseite · Interview · Blind gehört
(c) Jean-Baptiste Millot
Xavier de Maistre, geboren 1973 in Toulon, ist der wohl bedeutendste Harfenist der Gegenwart. Nachdem er sich als 9-Jähriger in seine Lehrerin verliebt hatte, die zugleich Harfe unterrichtete, begann er mit seinem Instrument. Mit 22 Jahren wurde er Soloharfenist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. 1999 wechselte er zu den Wiener Philharmonikern, wo er rasch zum Publikumsliebling avancierte. Inzwischen hat er die Orchesterarbeit zugunsten seiner Solo-Karriere hinter sich gelassen. Er unterrichtet in Hamburg sowie an der Juilliard School. De Maistre ist verheiratet und lebt in Monaco.
gut! Das ist der Anfang der „Suite bergamasque“. Sehr weich im Ton, man hört keinerlei ‚Vertikalität’. Die Gefahr bei der Harfe besteht darin, dass man …: das Zupfen hört. Hier ist die Legato-Linie da, so wie es sein sollte. Es ist schön frei gespielt, ohne Manieriertheit. Die Aufnahme kenne ich nicht. Klingt neu. Man hört die französische Schule. Sehr impressionistisch, ohne falschen Affekt oder falsches Pathos. Ich würde auf Marie- Pierre Langlamet tippen. Richtig? Sie achtet sehr gut auf die Harmonie. Noch etwas Grundsätzliches: Wir Harfenisten schweben immer in der Gefahr, dass Töne nachklingen. Dann mischt sich alles. Marie- Pierre hat eine Technik entwickelt, bei der sie alles wieder abdämpft, damit das nicht passiert. Tatsächlich spielt man, wenn man Harfe spielt, immer ‚doppelt’: erst zupfen, dann abdecken. Man verliert Zeit dabei. Aber es muss so sein.
Indésens/Klassik Center Kassel
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Eine alte Aufnahme. Ich glaube, wir können die Einleitung überspringen. Das ist eine Laskine-Aufnahme, oder?! Die Harfe ist so verstimmt! Das war ihr egal. Und darin war sie die einzige. Laskine spielte eine Érard- Harfe, die es seit den 80er Jahren nicht mehr gibt. In Frankreich ist Lily Laskine immer noch außerordentlich berühmt. Sie ist bekannt geworden, als sie schon recht alt war und begann, im Fernsehen aufzutreten. Eine 1,50 Meter große Dame, die kaum noch laufen konnte. Eine Miss Marple der Harfe, beinahe. Noch mit 80 Jahren in den unglaublichsten Dekolletés.
Das ist die einzige Bruckner-Sinfonie, bei der es eine Harfe gibt. Ich habe sie überall gespielt, in München unter Maazel – das war gleich das zweite Programm, das ich dort spielte. Dann bei den Wiener Philharmonikern mit Bernard Haitink und mit Zubin Mehta auf Tournee. Hier klingt die Musik fast, als wäre es Mahler. Mir gefällt’s trotzdem. Ziemlich langsam, und sehr getragen. Ist das Haitink? Maazel?! – Ja, ein bisschen zu vertikal auf der Stelle tritt das schon. Es schleppt. Aber das bin ich nicht gewesen. Oder doch?! Doch, Moment mal! – das könnte ich vielleicht doch sein. Ich habe die Aufnahme damals nie gehört. Maazel, glaube ich, hat mich gern gemocht. Obwohl, wenn er mal schlechte Laune hatte, dann hatte er allen gegenüber schlechte Laune. Bei ihm hatte man den Eindruck, man ist nur ein Instrument. Aber er wusste viel über jeden von uns. In Wien, wohin er mich empfahl, hat er mir die Persönlichkeit jedes einzelnen Kollegen ganz genau beschrieben. Bei ihm musste man nie zählen. Man musste ihn nur anschauen. Dann konnte man alles lesen.
BR Klassik/Naxos
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Das gefällt mir deutlich weniger als Marie- Pierre Langlamet. Etwas steif. Der Ton ist nicht schlecht, aber das Ganze hat mir zu wenig Bogen, ist zu romantisch und zu dick gespielt. Zu viel Rubato! Da rate ich lieber nicht, um wen es sich handeln könnte … Lavinia Meijer? Ich kenne sie nicht gut. Wenn ich mich nicht irre, hat sie niemals in einem Orchester gespielt. Daraus folgt hier, dass sie sich weniger mit Debussys Orchestermusik befasst hat – und auch nicht mit seiner Oper „Pelléas et Mélisande“. Sie würde es sonst anders spielen.
Sony
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Ist das nicht meine alte Zabaleta-Aufnahme?! Es war die erste Platte, die ich überhaupt besaß. Ich bekam sie als Belohnung für meinen ersten Auftritt – von meiner Harfenlehrerin. Sehr sauber, sehr hell im Klang, und eine sehr gute Balance. Das waren die großen Zeiten der Deutschen Grammophon. Zabaleta war gewiss nicht der beste Techniker der Welt. Aber ein großer Herr, sehr nobel, und er hat wahnsinnig viel fürs Harfenrepertoire getan. Er war glaubwürdig, auch wenn es größere Virtuosen als ihn gab, etwa Marcel Grandjany oder Henriette Renié, obwohl diese viel weniger bekannt geworden sind. Vorbildlich war Zabaleta darin, dass er zu allererst Musiker war. Die Harfe war kein Selbstzweck für ihn, sondern nur ein Mittel. Manche sagen, er habe mitunter gemogelt. Doch live habe ich ihn nie gehört. Vom Rodrigo-Konzert, das ihm gewidmet ist, meinte er, es sei nicht spielbar.
DG/Universal
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Dieser Komponist, Elias Parish Alvars, wurde von Berlioz als „der Liszt der Harfe“ bezeichnet. Ich glaube, das ist meine alte Aufnahme von „La mandoline“. Viele Harfenisten versuchen, sich am Klang des Klaviers zu orientieren. Ich finde, das bringt nichts. Ich versuche immer, auch hier, auf möglichst viele Farben und Klangunterschiede zu setzen. Wir Harfenisten haben immer Komplexe. Vor allem weil unsere Literatur nicht immer so bedeutend ist. Ich glaube, wir müssen stets den Eindruck vermeiden, dass die Harfe ein Zupfinstrument ist. Das größte Kompliment, das ich je gehört habe, lautete: „Ich wusste gar nicht, dass man so singen kann auf der Harfe“.
Sony
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Das ist Johann Strauß, und das sind ganz bestimmt „die Wiener“. Es klingt sehr hell, sehr transparent, hat Leichtigkeit. Ein Repertoire, das schlicht und schwer zugleich ist. Warum? Weil es banal klingen kann, wenn man nicht aufpasst, oder schwerfällig. Die Gefahr liegt immer im Vulgären. Diese Musik muss genau gespielt werden … aber nicht zu genau. Der typische Wiener Schmäh. Deswegen fragen bei den Wiener Neujahrskonzerten selbst die berühmtesten Dirigenten den Konzertmeister: „Wie machen wir das?“ Selbst Muti oder Maazel haben das getan. Hier, denke ich, handelt es sich um Georges Prêtre. Meine letzte Saison. Ich war aber nicht für das Konzert eingeteilt, da man das Neujahrskonzert immer nur jedes zweite Jahr spielt. Harnoncourt war der einzige Dirigent, den ich erlebt habe, der hier wirklich seinen Willen durchgesetzt hat. In Bezug auf mich hat er immer verlangt, dass das Orchester so leise spiele, dass man die Harfe noch gut hören kann. Das war sein Trick, um bestimmte Farben zu erzielen. Plötzlich hörten alle auf die Harfe.
harmonia mundi
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Der Komponist Johann Joachim Quantz (1697-1773) war auch ein exzellenter Flötist und nahm als Flötenlehrer Friedrichs des Großen eine privilegierte Stellung im musikalischen Leben am preußischen Hof ein. Viele seiner Werke ebenso wie viele der von ihm gebauten Flöten entstanden ab 1741 exklusiv für den Monarchen. Der belgische Flötist Frank Theuns spielt hier auf einer originalgetreuen Kopie einer Quantz-Flöte einige dieser „Privat-Konzerte“. Theuns und sein sechsköpfigen […] mehr