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(c) Achim Reissner
Gustav Mahler. Dieser Name steht für endloses Abschiednehmen, für einen alles umarmenden Weltschmerz. Als Musiker kann man daher all die sinfonischen Bekenntniswerke Mahlers nicht einfach nüchtern, professionell angehen. Man darf mitleiden. Trotzdem – so hat sich Dirigent Jonathan Nott 2013 einmal daran erinnert – war es schon etwas merkwürdig, als er nun mit einem Orchester voller Musikertalente Mahlers 9. Sinfonie erarbeitete. Mit dem letzten riesigen Satz sagt Mahler da eine halbe Stunde lang Adieu – und in dieses Ende müssen nun Musiker all ihre Energie investieren, die mit ihren vielleicht 24, 25 Jahren noch am Anfang ihres Berufslebens stehen. Doch schon bei den Proben zur Frühjahrstournee mit Mahlers letzter Sinfonie war Nott nicht nur einmal mehr begeistert vom extrem professionellen Level der Jungen Deutschen Philharmonie. Er war fasziniert und berührt zugleich, wie das Werk eben dank des Alters der Musiker ganz neu, geradezu verjüngt klang.
Mittlerweile ist in der Partnerschaft zwischen dem renommierten Dirigenten Jonathan Nott und der seit 1974 existierenden Jungen Deutschen Philharmonie viel passiert. 2014 wurde Nott als Nachfolger von Lothar Zagrosek zum 1. Dirigenten und Künstlerischen Berater des Orchesters gewählt. Und seit 2015 gibt es zwischen der JDPh und den von Nott über 15 Jahre lang geleiteten Bamberger Symphonikern eine besondere Zusammenarbeit. Einmal im Jahr laden die Bamberger ihre aufstrebenden Musikerkollegen zu einer Probenphase mit Konzert ein. Nicht zuletzt für zum Beispiel Christian Dibbern vom Orchestervorstand der Bamberger ist diese Unterstützung schon deswegen selbstverständlich, da er 1974 zum Gründungsmitglied der JDPh gehörte. Damals wie heute ist das Orchester für die Musiker im Alter zwischen 18 und 28 Jahren das ideale Sprungbrett. Zumal man im Laufe der letzten vierzig Jahre regelmäßig mit Spitzendirigenten wie Ivor Bolton und Roger Norrington sowie Top-Solisten à la Sol Gabetta und Christian Tetzlaff zusammenarbeiten konnte.
Für die traditionelle Frühjahrstournee, die die JDPh mit Jonathan Nott jetzt von Bamberg über Frankreich und Italien in die Berliner Philharmonie führt, hat man die südafrikanische Mezzosopranistin Michelle Breedt eingeladen. Als Opernsängerin ist sie an allen großen Häusern und vielfach bei den Bayreuther Festspielen zu hören gewesen. Und für die Konzertsängerin gehört nicht zuletzt Gustav Mahler zu ihren absoluten Herzenskomponisten. Für ihr Gastspiel bei der JDPh hat sie Mahlers „Kindertotenlieder“ ausgewählt. „Da schwingt – so höre ich das zumindest – eine ständige Melancholie mit, und man hört deutlich in den Holzbläsern seine jüdische Herkunft“, so die Sängerin. „Es ist eine Bitter-Süßigkeit in seiner Musik.“
Das gilt überhaupt für das gesamte Konzertprogramm, das unter dem Titel „Abgesang“ steht. Immerhin folgt als großes Finalstück Schostakowitschs letzte, vor Wehmut dauerzitternde 15. Sinfonie. Doch dank ihres Alters werden die Musiker dennoch auch in dieser Musik wieder so manch trost- und hoffnungsspendende Züge entdecken.
www.jdph.de
4.3. Bamberg, Joseph-Keilberth-Saal
5.3. Frankfurt, Alte Oper
10.3. Ludwigsburg, Forum am Schlosspark
12.3. Berlin, Philharmonie (live auch in der
Digital Concert Hall)
Guido Fischer, 25.02.2017, RONDO Ausgabe 1 / 2017
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