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(c) Lukas Beck
An Beethoven kommt man nicht vorbei. Schon gar nicht als Wiener Klangkörper, der etwas auf sich hält. Seine Kompositionen haben die Gattung der Sinfonie revolutioniert, Grenzen erweitert und zählen selbstverständlich seit den Anfangstagen des Ensembles zum Kernrepertoire des renommierten Wiener Kammer- Orchesters. Wobei man in den 70 Jahren seines Bestehens immer wieder die unterschiedlichsten Interpretationen erleben konnte und auch neue Impulse von Verfechtern der historischen Aufführungen aufnahm. Größen vom Rang eines Yehudi Menuhin oder Sándor Végh standen hier ebenso am Pult wie Philippe Entremont oder Heinrich Schiff, der 2008 von Stefan Vladar als Chefdirigent abgelöst wurde. Seither hält Vladar die künstlerischen Zügel fest in der Hand.
Eine Beziehung, die bereits lange zurückgeht. Immerhin absolvierte Vladar, damals noch als Pianist, schon im Jahr 1983 sein erstes öffentliches Orchesterkonzert als Gast des Traditionsklangkörpers. Und seitdem ließ man den Kontakt nicht mehr abreißen. „Wir haben uns gefunden“, wie es Vladar gerne formuliert. „Es ist im Laufe der Jahre eine große Freundschaft zwischen den Musikern und mir entstanden. Und musizieren mit Freunden macht einfach immer Spaß.“ Nachhören lässt sich dies keineswegs nur in Wien, wo man neben einem eigenen Zyklus im Konzerthaus auch regelmäßig im Musikverein oder im Theater an der Wien präsent ist. Auch international hat man sich dank Tourneen durch Europa, Asien und Amerika einen gut klingenden Namen erarbeitet.
Als jüngstes Großprojekt realisierte Vladar nun mit seinem Orchester eine Gesamteinspielung aller Beethoven-Konzerte, wobei der international als Dirigent wie Pianist gleichermaßen geschätzte Wiener im Falle der fünf Klavierkonzerte selbstredend den Solopart selbst übernimmt. Denn auch Vladar fühlt sich gerade diesem Komponisten besonders verbunden, seit er 1985 als jüngster Teilnehmer überhaupt den Wiener Beethoven-Wettbewerb gewann. „Ich glaube, dass ich durch die Beschäftigung mit beiden Seiten, sowohl dem Orchester als auch dem Solopart, eine andere Gesamtsicht auf die Dinge bringen kann. Es macht irrsinnig Spaß, diese Stücke als erweiterte Kammermusik zu sehen.“ So betrachtet Stefan Vladar seine Doppelfunktion in diesem Fall weniger als Belastung, sondern vielmehr als eine einmalige Chance. Denn „durch die Tatsache, dass nicht dauernd jemand vorne steht und dirigiert, ist auch das Orchester umso mehr gefordert, seine kammermusikalischen Qualitäten einzubringen.“
Über eben diese verfügen zweifellos auch die beiden anderen Freunde, die man sich in Gestalt von Cellist Julian Steckel und Geigerin Isabelle van Keulen für das Violin- und das berühmte Tripelkonzert mit ins Boot geholt hat. Zwei Künstler, die Vladar schnell auf das Credo seines Orchesters einschwören konnte. „Der Fluss der Musik muss auf einer CD genauso packend sein wie bei einem Konzert. Ein großer Teil der Spannung, die Beethovens Musik hat, liegt in der Dynamik. Wenn man da nicht in die Extreme geht, nimmt man der Komposition viel weg.“
Capriccio/
Naxos
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