home

N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Ganz schön Komische Oper: Antonello Manacorda wird nicht GMD (c) Nikolaj Lund/Sony Classical

Pasticcio

Berliner Köpfe

Ein verschmähter Dirigent, ein Dirigent vor dem Absprung und ein im stolzen Alter von 102 Jahren verstorbener Ex-Opernintendant – im Berliner Klassikbetrieb geht es allein in diesen Tagen mal wieder Schlag auf Schlag zu. Aber der Reihe nach. Auch auf den CD-Seiten des RONDO-Magazins wird regelmäßig in höchsten Tönen vom besonderen Beziehungsstatus zwischen der Kammerakademie Potsdam und ihrem Chef Antonello Manacorda berichtet. Und wer die Berliner Kulturseiten zuletzt aufmerksam verfolgt hat, der konnte einige Jubelhymnen über den Maestro auch als Operndirigenten lesen. So hat er gerade an der Komischen Oper erfolgreich die Premiere von Rossinis „Barbier“ geleitet. Gerade dieser Abend hätte daher das Orchester vom Opernhaus doch eigentlich umstimmen müssen. Doch Überraschung: obwohl man an der Komische Oper dringend einen neuen GMD sucht, hat man sich aus unerfindlichen Gründen gegen Manacorda entschieden – durchaus eine herbe Niederlage für Intendant Barrie Kosky, der den Italiener immerhin vorschlug. Wer nicht will, der hat eben schon. Immerhin hat sich für Manacorda eine andere Job-Option aufgetan. Denn ganz überraschend verzichtet Iván Fischer, seines Zeichens noch bis 2018 Chefdirigent des Berliner Konzerthausorchesters, auf eine Vertragsverlängerung. „Nach Ablauf meines zweiten Vertrages möchte ich meine Dirigiertätigkeit reduzieren, da ich mehr Zeit zum Komponieren benötige“, so Fischer. Manacorda - übernehmen Sie!
Den jüngsten Trubel ums Berliner philharmonische Dirigentenkarussell hat natürlich auch Hans Pischner ebenfalls aufmerksam verfolgt. Nun ist er im Alter von 102 Jahren verstorben. Und wie schon bei den großen Feierlichkeiten, die ihm bereits vor zwei Jahren zum Hundertsten bereitet worden waren, muss man nun an diesen außergewöhnliche Persönlichkeit erinnern, ohne die nicht nur das Berliner Opernleben wohl in ganz anderen Bahnen verlaufen wäre. Denn während seiner Ära als Intendant der Staatsoper Unter den Linden, die immerhin von 1963 bis 1984 andauerte, gab er nicht nur damals jungen Sängern wie Peter Schreier, Theo Adam und Anna Tornowa-Sintow eine erste große Chance. Am Haus sorgten Harry Kupfer und Ruth Berghaus mit ihren Inszenierungen für internationales Aufsehen. Und während Pischner auch die Uraufführung von Opern etwa von Paul Dessau und Friedrich Schenker möglich machte, präsentierte er 1969 die immer noch missliebig beäugte Schostakowitsch-Oper „Die Nase“. Die Zeiten haben sich seitdem geändert. Vom Geist und Erbe Pischners können aber selbst seine prominentesten Nachfolger bis heute noch was lernen.

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Musikstadt

Muscat

Oper am indischen Ozean, kostbar und intim: Das Royal Opera House Muscat, das Gastkompanien […]
zum Artikel

Hausbesuch

Ural Philharmonic Orchestra

Brillant, wuchtig, transparent

Unter Dmitri Liss geht das Orchester mit der Sopranistin Olga Peretyatko und russischen Arien […]
zum Artikel

Gefragt

Maurizio Pollini

Reifezeit

Als Anlass ist dem italienischen Pianisten der 100. Todestag Debussys nicht wichtig. Dennoch hat er […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr


Abo

Top