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Ende der 1930er Jahre fragte das französische Frauenmagazin „Elle“ seine Leserinnen, mit wem sie gerne zum Abendessen ausgehen würden: Zum begehrtesten Begleiter wurde Winston Churchill gewählt, auf dem zweiten Platz aber landete Charles Munch – und ließ Galane wie Jean Marais und Gary Cooper hinter sich. Dabei stand der gebürtige Straßburger zu jener Zeit gerade einmal seit ungefähr fünf Jahren als Dirigent im Rampenlicht. Zuvor war sein Platz nicht vor, sondern im Orchester, unter anderem als Konzertmeister des Gewandhausorchesters, wo in seinen ersten Jahren dort Wilhelm Furtwängler Kapellmeister war. Mit Furtwängler unterhielt Munch nicht nur einen regen Briefwechsel, die beiden weisen auch viele Parallelen in ihrer künstlerischen Persönlichkeit auf. Was bei Charles Munch als erstes und am stärksten ins Ohr fällt, ist seine ungeheure Spontaneität, gekoppelt mit einer mitreißenden Intensität. Seine Interpretationen sind stets impulsiv, leidenschaftlich, mitunter auch ungestüm und entfesselt – Eigenschaften, die man nicht unbedingt mit der „manière française“ verbindet. Aber es wäre ohnehin falsch, den Elsässer nur mit Berlioz, Ravel und Debussy zu assoziieren. Man muss gehört haben, wie dieser Mann Brahms dirigiert! 13 Jahre lang, von 1949 bis 1962, war Munch Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra und hat mit den vielen gemeinsamen Aufnahmen RCA ordentlich Geld in die Kassen gespült. Auf 86 CDs sind diese Einspielungen nun in einer unbedingt habenswerten Box vereint, zum Teil erstmals auf CD, in vielen Fällen remastered. Auch wenn man dafür etwa 200 Euro aus der Haushaltskasse abknapsen muss, ist es gut angelegtes Geld, um der Faszination Charles Munchs nachzuhören … und zu erliegen.
Michael Blümke, RONDO Ausgabe 4 / 2016
Soll man Musik bei der Arbeit hören oder nicht? Die einen sagen, sie können nicht ohne. Die […]
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