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Im September ist im stolzen Alter von 95 Jahren im englischen Elite-Uni-Städtchen Cambridge mit David Willcocks eine der prägendsten Gestalten der englischen Chorszene verstorben. Immerhin ein Vierteljahrhundert lang war er Musikdirektor des berühmten und traditionsreichen Choir of King’s College, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1441 zurückreichen. Als Willcocks dieses Amt 1957 antrat, galt es auch einen Schallplattenvertag zu erfüllen, den sein Vorgänger Boris Ord Anfang der 1950er mit dem britischen Argo-Label abgeschlossen hatte. Die allererste Aufnahme aus dem Jahr 1954 mit vorrangig traditionellen WeihnachtsgesänWeihnachtsgesängen gehört jetzt zu den erstmals auf CD veröffentlichten Highlights einer Box mit sämtlichen Argo-Einspielungen des Choir of King’s College. Bis 1973 ging die Zusammenarbeit. Und in den ab 1957 eben von David Willcocks verantworteten Aufnahmen kann man eine Vokalkunst bewundern, die allen aufführungspraktischen, auch auf der Insel gepflegten Moden getrotzt hat. Und so wird man staunender Ohrenzeuge von englischen Meisterwerken des A-Cappella-Gesangs aus der Feder von William Byrd, John Taverner und Orlando Gibbons. Die Knaben- und Männergemeinschaft widmet sich da von innig bis glockenhell strahlend ausgewählten Händel-„Anthems“ (zusammen mit der Academy of St Martin in the Fields). Und während es einem bei „In dulci jubilo“ oder „Es ist ein Ros entsprungen“ richtig warm ums Herz wird, lauscht man gebannt der englischsprachigen „Johannes- Passion“ von Bach mit Peter Pears als Evangelist.
Guido Fischer, 21.11.2015, RONDO Ausgabe 6 / 2015
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