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Daniel Barenboim, Alfred Brendel, Kurt Masur, Anne-Sophie Mutter und András Schiff – sie alle und noch einige bedeutende Musikerkollegen mehr machten 2009 die vorerst letzte große Anschaffung für das Bonner Beethoven- Haus möglich. Auch dank ihrer Benefizkonzerte konnte man mit den „Diabelli-Variationen“ die letzte große Originalhandschrift eines Beethovenschen Meisterwerkes von einem privaten Besitzer erwerben. Und diese unschätzbare Kostbarkeit machte die seit 1889 kontinuierlich aufgebaute Sammlung noch wertvoller und unvergleichlicher. Denn welcher Beethoven-Forscher etwa aus den USA oder welcher Beethoven- Fan aus dem fernen Osten nun auch immer in die Bonngasse einbiegt, der kann nirgendwo anders so authentisch und erhellend in das Werk und Leben des Komponisten eintauchen wie hier.
Von der Theorie zur Praxis: Neben den zahllosen Handschriften, Möbeln und Instrumenten, die tagsüber jährlich bis 100.000 Besucher anlocken, gibt es im angegliederten Kammermusiksaal immer auch Konzerte mit hochkarätigen Solisten und Ensembles. So haben sich für die aktuelle Konzertsaison etwa die Skride- Schwestern Baiba und Lauma, Pianist Evgeni Koroliov sowie ein Trio mit Cellist Julian Steckel angekündigt. Und im Juli ist Cellist Steven Isserlis nicht nur gemeinsam mit András Schiff, sondern auch auf einem Instrument aus Beethovens Besitz zu erleben.
Von den rund 40 Konzerten, die 2015/16 auf dem Programm stehen, sind gleich neun in nur wenigen Tagen aufeinanderfolgend zu hören, wenn Ende Januar zum dritten Mal die „Beethoven- Woche“ stattfindet. Dabei handelt es sich um eine Art „Werk-Festival“, das ein epochales Beethoven- Stück aus musikalisch verschiedensten Perspektiven neu beleuchtet.
2016 steht Beethovens „An die ferne Geliebte“ im Fokus, der erste Liederzyklus der Musikgeschichte. Seinem Geist und Echo nähern sich nun etwa Christoph Prégardien mit Schuberts „Winterreise“, das Armida Quartett mit Werken von Janáček und Alban Berg so wie Mezzosopranistin Christianne Stotijn mit Liedern von Beethoven, Schumann und Michel van der Aa. Gleich zu Beginn der Konzertreihe hält mit Jan Caeyers einer der aktuell verblüffendsten Beethoven- Biografen einen Vortrag zu „Beethovens Liederkreis als Schlüsselwerk“. Und selbstverständlich gastiert auch Star-Bratschistin Tabea Zimmermann, die seit diesem Jahr Künstlerische Leiterin der „Beethoven-Woche“ ist. Ihr Credo: „Ich wollte immer schon einmal ein ganz anderes Kammermusikfestival machen.“ Die „Beethoven-Woche“ gibt es nun seit 2014. Doch mit ihr knüpft man an das tatsächlich weltweit erste Kammermusikfest an, das hier, 1890 vom legendären Geiger Joseph Joachim gegründet, bis 1956 durchgängig veranstaltet wurde.
„Die Beethoven- Woche ist auch eines unserer Leitprojekte zum 250. Beethoven- Geburtstag 2020“, so der Direktor des Beethoven-Hauses Malte C. Boecker. Bis dahin will man nicht nur das Festival zu einem überregionalen Highlight in der Konzertlandschaft ausbauen. Auch die seit fast 20 Jahren bestehende Dauerausstellung will Boecker völlig überholen und auf jüngere Besucherschichten abstimmen. Beethovens Hörrohr dürfte aber weiterhin jede Generation faszinieren.
Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses Bonn
www.beethoven-haus-bonn.de
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