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Minden hat 82.000 Einwohner und ein neobarockes Stadttheater mit 542 Sitzplätzen. Das hatte niemals ein Ensemble, war immer nur ein „Bespielbetrieb“, wie es so schön auf Amtsdeutsch heißt. Didi Hallervorden und die Ohnesorg-Bühne machen hier für gewöhnlich Station auf ihrer Tournee. Doch Karl der Große gab um 800 Minden den Bischofssitz, und seit 2002 gibt die Rechtsanwältin Jutta Winckler in ihrer Funktion als Erste Vorsitzende des örtlichen Wagner-Verbands den Mindenern die große Oper. Und das jetzt schon zum vierten Mal. Zum 100. Vereinsgeburtstag gar „Tristan und Isolde“. Deren Liebestod in Ostwestfalen-Lippe gerät groß, schön und ergreifend. Frank Beermann dirigiert nüchtern und klangsauber, doch zunehmend soghaft, in fein abgestufter Balance und mit schillernden Farbspielen. Der langjährige Bayreuther Regieassistent Matthias von Stegmann hat einfach, aber berührend inszeniert, nichts Negatives lenkt von der Musik ab, im Liebesakt leuchten die Sterne und im Astralfinale schimmern Lichtbahnen. Andreas Scharger ist ein jugendlich-schlanker Tristan, der aufpassen muss, dass er seinen noch metallisch-glänzenden Tenor nicht zu sehr strapaziert. Dara Hobbs ist eine voll klingende, mit Powerspitzentönen aufwartende Isolde. Ganz große Oper im kleinen Minden, beglückend gekonnt, dabei bescheiden.
Matthias Siehler, 26.09.2015, RONDO Ausgabe 5 / 2012
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