home

N° 1307
27.05. - 02.06.2023

nächste Aktualisierung
am 03.06.2023



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Liebeserklärung an die Qualität: Kirill Petrenko wird neuer Chef der Berliner Philharmoniker (c) Wilfried Hösl

Pasticcio

Sphinx mit Geheimnis

Die Berliner Philharmoniker haben immer sehr klug gewählt. Auch dieses Mal. Kirill Petrenko, das mag ein Name sein, den man außerhalb Deutschlands buchstabieren muss. Der 1972 in Omsk geborene, in Vorarlberg aufgewachsene Dirigent hat fast nur im deutschsprachigen Raum gearbeitet. Das kleine Kraftpaket, öffentlichkeitsscheu und rigide auf den Dienst an der Partitur verpflichtet, ist ein Arbeitstier, das sich im Schatten eines Orchestergrabens am Wohlsten fühlt. Interviews gibt er gar nicht mehr. Petrenko ist eine Sphinx mit Geheimnis. Was könnte einem Besseres passieren an der Spitze der Berliner Philharmoniker?!
Das Problem bei der Nachfolger-Suche für Simon Rattle (ab 2018) bestand darin, dass fast alle Favoriten – Petrenko gehörte nicht dazu! – ihr Pulver schon längst verschossen hatten, bevor sie in Berlin hätten einchecken können. Man kannte sie zu gut, was durch die hohe Zahl von Gastdirigenten übers Jahr zu erklären ist. Da die Philharmoniker ein nicht leichtes, sondern psychologisch schwieriges Orchester sind – lauter Orchestermusiker, die eigentlich Solisten sind! –, waren Mittdreißiger wie Gustavo Dudamel und Andris Nelsons zu unreif. Und Siebziger wie Mariss Jansons und Daniel Barenboim zu alt, um hier noch für Perspektive zu sorgen.
Nach dem Debakel eines ergebnislosen ersten Wahlgangs am 11. Mai war es nun höchste Zeit, mit einer spontan wirkenden Liebeserklärung an die Öffentlichkeit zu gehen. Dass die Kirill Petrenko gilt, ist musikalisch eine der vielversprechendsten und schönsten Nachrichten, die sich denken lässt. Hier hat Qualität gesiegt. Glückwunsch, Philharmonker!

Robert Fraunholzer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Boulevard

Einwanderer! Einwanderer?

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Als der Musiker Nitin Sawhney im Mai 1964 im englischen Rochester geboren wurde, war er ein frisch […]
zum Artikel

Hausbesuch

Apple Music Classical

Ein neuer Anlauf

Während die großen Streaming-Portale um die Logik von Rock- und Pop-Songs herum gebaut sind, […]
zum Artikel

Gefragt

Michiaki Ueno

Erst am Anfang …

Der japanische Cellist gibt sein Alben-Debüt mit dem Mount Everest des Cello-Repertoires – mit […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Alexander Skrjabins frühe Werke sind in ihrer Tonsprache noch stark von Chopin und Liszt beeinflusst. Die Préludes op. 13, zeigen deutliche Bezüge zu Chopin, aber auch eine visionäre Originalität, die seine zukünftige Modernität vorwegnimmt. In der berühmten Étude in cis-Moll hört man komplexe Harmonien, während die epische Leidenschaft der Fantasie in h-Moll bereits den kompositorischen Fortschritt andeutet. Die italienische Pianistin Daniela Roma hat in ihrem Heimatland und den […] mehr


Abo

Top