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Unermüdlich, dieser Mann. War es nicht erst vorgestern, als er mit der Einspielung der Violinkonzerte von Britten und Berg die Fachwelt in Erstaunen versetzte und folgerichtig den Preis der deutschen Schallplattenkritik einheimste? Und kam es nicht erst kürzlich zu einer wunderbaren Begegnung, als er, gemeinsam mit dem Pianisten-Urgestein Menahem Pressler und dem Cellisten Antonio Meneses sich zum Beaux Arts Trios vereinte und sogleich eine äußerst schlüssige Interpretation mit Klaviertrios von Dvořák und Mendelssohn ablieferte?
Nun also das Unternehmen „East meets West“. Eine spannende Angelegenheit – so man Raga nicht für ein asiatisches Hühnchengericht hält und schon mal den Namen Pandit Ravi Shankar gehört hat (ihm ist das Album „in Bewunderung und Dankbarkeit“ gewidmet).
Mit beiden, also sowohl mit dem Raga, dem berühmten indischen, nach improvisatorischer Freiheit dürstenden Melodiemodell, als auch mit dem fast schon legendären Sitarspieler und Komponisten Shankar, hat sich Hope auf eine kleine Reise begeben.
Der Titel entspricht dem Grundsatz des Projekts: „East Meets West“. Es geht nämlich der Frage nach, wie wir gewöhnlichen Irdischen uns von fernen Gefilden inspirieren lassen. Beispiele für die gegenseitige Befruchtung gibt es viele: Wer weiß denn etwa heute noch, dass es Maurice Ravel war, der, um die Grenzen seiner Klangwelt zu erweitern, das Luthéal verwendete, ein Tasteninstrument, dessen heller, schlanker Sound für die Konzertrhapsodie „Tzigane“ sich hervorragend eignete? Die Interpretation, die Daniel Hope gemeinsam mit dem Pianisten Sebastian Knauer (hier als Luthéalisten) vorlegt, erinnert in eindrücklicher Weise an den enormen Reiz dieses heute vergessenen Instrumentes.
Damit es dabei, nämlich bei diesem Vergessensein, nicht bleibt, schenken die Herren Hope und Knauer (der übrigens entpuppt sich als ein wirklich fabelhafter, anschlagskulturell versierter Tastenkünstler) sich und uns gleich zwei weitere luthéaleske Kostproben. Und seltsam genug: Vor allem die „Suite populaire espagñole“ von Manuel de Falla klingt in der Bearbeitung durch Paul Kochanski für Violine und Luthéal mindestens so vital, pointiert und kantabel wie das Original. Will heißen zweierlei: Einmal, dass Daniel Hope auf seiner Geige zauberhaft zu singen imstande ist. Und zum anderen: Das Lutheál macht auch in der Rolle des Sangesbegleiters eine prächtige Figur.
Fazit: Ein lesenswertes Buch, dieses Album. Das, neben einigen, nicht nur kontemplativen Kompositions- Improvisationen Ravi Shankars, eine weitere feine Gabe bereithält: die erste Einspielung überhaupt von Alfred Schnittkes „Sonate für Violine und Klavier“ aus dem Jahr 1955. Ein starkes Stück. Stark gespielt.
Warner
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