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RONDO: Ihr neues Album »Dramma« liegt Ihnen ganz offensichtlich besonders am Herzen. Warum?
Simone Kermes: Es geht auf dieser CD um die Stimme, um Gesangstechnik, um die Basis: Wie kann man das singen? Dieses Repertoire ist dermaßen anspruchsvoll und auch für mich eine Herausforderung – und dazu musst Du stimmtechnisch über den Dingen stehen, damit sie locker und leicht klingen. Was die Technik anbelangt, hat sich seit 250 Jahren nicht viel verändert. Die Übungen von Porpora sind nicht so weit weg von dem, was ich so mache oder was ich bei meiner Lehrerin gelernt habe.
RONDO: Zu Ihrem Fach scheinen in letzter Zeit immer häufiger auch Rossini und Zeitgenossen zu gehören.
Kermes: Diese Komponisten passen sehr gut zu meiner Stimme, denn ich muss immer eine Herausforderung spüren. Aber natürlich komme ich immer wieder zum Barock, das ist ja der eigentliche Belcanto. Die Leute denken, das geht mit Rossini und Donizetti los, aber das ist nur eine Vereinfachung, technisch wie harmonisch. Barockmusik ist extremer und erfordert mehr Energie.
RONDO: Gibt es denn da überhaupt noch Neues?
Kermes: Natürlich. Porpora ist bis heute nicht richtig entdeckt, ich meine, als wirkliches Genie entdeckt. Händel ist auch fantastisch, aber er hat im Konzert lange nicht die Energie, die Virtuosität und Durchschlagskraft wie Porpora – oder Vivaldi und Broschi. Das ist Rock ‘n Roll.
RONDO: Mit den Arien von Porpora, Hasse & Co. auf »Dramma« schaffen Sie ein einziges Panoptikum an Farben und Stimmungen …
Kermes: Ich möchte, dass man die CD mehrmals am Stück hören kann, und dass sie vielleicht, je öfter man sie hört, noch interessanter wird, weil man immer wieder neue Sachen entdeckt. So eine CD soll ja nicht nur für eine Saison sein, sondern bleiben. Dafür arbeitet man sehr hart.
RONDO: Bei den Aufnahmen haben Sie auf einen Dirigenten verzichtet, auch bei Konzerten treten Sie gelegentlich ohne auf.
Kermes: Sänger müssen begleitet werden, und das sehen Dirigenten nicht als große Aufgabe. Aber das ist genau das Schwierige – Sängern Freiheit zu geben und dazu Energie. Sonst brauche ich keinen Dirigenten. In der Zeit des Barock gab es auch keine Dirigenten, es wurde alles vom Cembalo und vom Konzertmeister geleitet. Aber natürlich, je größer die Besetzungen werden, desto wichtiger wird der Dirigent.
RONDO: Also ist manchmal weniger doch mehr?
Kermes: Absolut. Das gilt übrigens auch in anderer Hinsicht für CD-Aufnahmen – je weniger du da machst, desto schöner klingt es. Und deshalb ist das so konträr zu den Konzerten, wo man eine ganz andere Energie braucht. Aber das Einfache ist das, was am meisten berührt. Wobei gerade das Einfache das Schwierige ist …
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