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Spark (c) Stephanie Schweigert
Band, Orchester oder Kammermusikensemble? Schon allein diesen Bezeichnungen entzieht sich die 2007 gegründete Formation „Spark“ – und jeder Einordnung, was den musikalischen Stil betrifft. Blockflöten, Geige und Cello lassen manchmal so etwas wie Volksmelodien erahnen, das Klavier sorgt für rhythmisch treibende Akzente, poppig oder in romantischer Virtuosenpose als Kammermusik, neu Komponiertes vermischt sich mit umgemünzten Barockkonzerten von Vivaldi oder Telemann. Mehr noch als die poetischen Titel einiger Tracks („Silver Falls In The Heart Of The Forest“, „Lost Happiness“) regen die wilden, aus allen Ecken musikalischer Traditionen stammenden Klänge die Fantasie an, sorgen für Kino im Kopf.
Alexandre Desplat hat schon über 100 Filmmusikpartituren geschrieben – darunter auch zwei für die erfolgreiche Harry-Potter-Saga. Drängende, aber weich orchestrierte Rhythmen unter weiten, in sich kreisenden Melodiebögen prägen seine Arbeit für den Film „The Imitation Game“ – die Geschichte um den legendären Mathematiker Alan Turing. Wie sich dessen Zahlenreihen – mit denen Turing im Zweiten Weltkrieg den sagenumwobenen Enigma-Code der Deutschen zu knacken verversuchte – nach geheimen Gesetzen in der Unendlichkeit verlieren, so ziehen auch die in fein ausgearbeiteten Mustern gruppierten Notengruppen am Hörer vorüber. Mathematik trifft Minimalismus: keine schlechte Begegnung.
Taizé: Der Name dieser kleinen französischen Gemeinde ist ein Synonym für internationale überkonfessionelle christliche Jugendtreffen, für gelebte Ökumene und auch für die spirituelle Kraft der Musik. Die schlichten, eindringlichen Gesänge haben auf ihre Weise Kirchenmusikgeschichte geschrieben und spielen für die Mitglieder des 1940 gegründeten Ordens „Communauté de Taizé“ eine große Rolle. Zum 75-jährigen Bestehen haben nun die Mitglieder 19 ihrer Lieder als Album produziert. Sie spiegeln die vielfältige Herkunft der Taizé-Pilger. Gesungen wird auf Latein, Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch.
Wer dieses Album auflegt, reibt sich vielleicht erst mal die Ohren: Da erwartet man laut Info der Plattenfirma Cello-Rockmusik, geboten bekommt man Rossinis Reitermarsch aus „Wilhelm Tell“. Aber nur für eine Minute: Dann driften die beiden Kroaten Luka Sulic und Stiepan Hauser, Youtube-Könige mit über 100 Millionen Klicks, in wildeste Improvisationen ab – oder auf, je nach Sichtweise. Weitere Titelvorlagen stammen von AC/DC oder Michael Jackson – stets dargeboten mit großer Virtuosität ohne Effekthascherei. Und die beiden zeigen so ganz nebenbei, dass sie auch Sinn für Poesie haben – wenn sie zum Beispiel in „Wake Me Up“ von Avicii ein kleines kontrapunktisches Intermezzo einschieben. Für Paul McCartneys „Live and Let Die“ erhalten die beiden Unterstützung von Pianist Lang Lang.
Oliver Buslau, 28.02.2015, RONDO Ausgabe 1 / 2015
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