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Ein 32 Hektar großer, prachtvoller Barockgarten mit einem Renaissance- Schloss, das im 19. Jahrhundert noch mal richtig rausgeputzt wurde – allein diese historische Kulisse zog im Sommer immer wieder Ausflügler auch aus Wien an. Seit 2007 gibt es auf diesem Areal aber ein weiteres Wahrzeichen. Es ist der »Wolkenturm«, der sich als Freiluftkonzertsaal vor einer Open-Air- Arena spektakulär in die Lüfte aufschwingt. Und welche Spitzenorchester sind in dem Wolkenturm und vor knapp 1800 Zuhörern nicht schon alles aufgetreten: das London Symphony und das Cleveland Orchestra sowie die Wiener Philharmoniker.
Möglich gemacht hat das Rudolf Buchbinder. Denn seit 2007 ist der Star-Pianist im niederösterreichischen Grafenegg künstlerischer Leiter eines Musikfestivals, das sich in nur wenigen Jahren überregional einen glänzenden Ruf erworben hat. Denn Buchbinder wollte von Beginn an nicht nur die Crème de la Crème präsentieren, für den legendären Beethoven-Interpreten war gleichermaßen die musikalische Vielfalt wichtig. Und so gibt es neben großen Sinfoniekonzerten auch Kammermusikalisches und Neue Musik. »Jedes Jahr gibt das Musik-Festival Grafenegg mit Werk und Wirken eines composer in residence einen weiteren spannenden Einblick in die stilistische Bandbreite der zeitgenössischen Musik«, so Buchbinder. 2012 lud man den Schotten James MacMillan ein, die sechste Ausgabe des Grafenegger Musikfestivals auch mit einem eigenen Werk zu eröffnen.
Das Tonkünstler-Orchester unter Andrés Orozco-Estrada spielt zunächst eine Fanfare von MacMillan – bevor Haydns »Schöpfung« mit u.a. Mojca Erdmann und Ian Bostridge den ersten Festivalhöhepunkt setzt. Denn anschließend geben sich die Klangkörper aus Cleveland (Franz Welser-Möst), Dresden (Christian Thielemann) und Leipzig (Riccardo Chailly) den Notenschlüssel in die Hand. Bei 11 Euro für das preiswerteste Open-Air-Billett ist sogar noch diese oder jene Rebensaftflasche drin. Immerhin befindet man sich in einem der schönsten Weinanbaugebiete Österreichs.
www.grafenegg.com
Reinhard Lemelle, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 3 / 2012
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