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Mit der Gesamtsituation unzufrieden: Peter Konwitschny (c) Werner Kmetitsch/Oper Graz
Gerade, am 21. Januar, ist mit Peter Konwitschny eines der Schwergewichte im Opernregiebetrieb 70 Jahre alt geworden. Doch auch für ihn gibt es kein Rentenalter. So inszeniert er Anfang Februar in Heidelberg die Uraufführung zweier Kurzopern von Johannes Harneit. Bei den Salzburger Festspielen nimmt sich Konwitschny dann Wolfgang Rihms „Die Eroberung von Mexico“ vor. Und am Pult steht Ingo Metzmacher, mit dem er aus der Hamburger Staatsoper eine Pilgerstätte für anspruchsvolle Operngänger gemacht hat. Das war um die Jahrtausendwende. Seitdem hat sich aber einiges zum Schlechten entwickelt, wie das Geburtstagkind jetzt in einem Interview mit dem „Münchner Merkur“ beklagte. Denn nicht nur übernehmen immer mehr Dilettanten gerade aus der Filmbranche die Regie (Doris Dörrie, Christoph Walz), sondern auch Schauspielregisseure. Wobei alle eines miteinander verbindet: „Sie machen meist die Rechnung ohne den Wirt, nämlich ohne die Musik. Die kommt ja nicht dazu, von ihr geht vielmehr alles aus. Da sind viele vollkommen hilflos.“
Aber Konwitschnys Lamento über den Niveauverlust schließt auch die Zuschauer ein. Konnte Konwitschny bei seinen politischen Regie-Reflexionen vom Parkett bis hinauf zu den Rängen wahre Buh-Orkane auslösen, scheint heutzutage das Publikum jede kritische Auseinandersetzung mit der Oper aus dem Weg zu gehen. „Jetzt sitzen da diese Eventjünger, VIP-Personen ohne richtiges Hintergrundwissen“, so Konwitschny – wobei er zur letzteren Spezies „Bobbele“ Becker und die „Bayreuth“-Pilgerin Merkel zählt. Aber ganz so schwarz muss man den Opernbetrieb eigentlich gar nicht malen, wie es der Jubilar macht. Denn dass Opernstoffe weiterhin auf ihre aktuelle Brisanz hin abgeklopft werden, um das Publikum in neue Denk- und Gefühlsräume zu lenken, zeigen ja ähnlich schwergewichtige Regiekollegen wie Dietrich Hilsdorf, Hans Neuenfels und Stefan Herheim.
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