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Zog über das Berliner Regietheater her: András Schiff (c) ECM/Nadia F. Romanini
Fünf Jahre ist es schon her, als von Salzburg aus ein Ruck durch die Feuilletons ging. Damals hatte Schriftsteller Daniel Kehlmann in seiner Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele allen Fans des hysterisch verteidigten Regietheaters den Kopf gewaschen. Die professionelle Zunft (Regisseure, Dramaturgen, Kritiker) reagierte nur mit Kopfschütteln. Der Durchschnitts-Abonnent aber empfand es wie Kehlmann als ähnlich öde und einfallslos, wenn dauernd mit hinlänglich bekannten Ausstattungsklischees (Nazi-Gruß, fließende Körpersäfte) über das Innenleben eines Dramas oder einer Oper rübergewalzt wird.
Die damals eher autobiographisch motivierte Abrechnung Kehlmanns findet nun ihre Fortsetzung in gleich zweifacher, zufällig an ein und demselben Tag veröffentlichter Form. In der „Neuen Züricher Zeitung“ nahm der ungarische Meisterpianist András Schiff einen Berliner Theaterrundgang zum Anlass, über die selbstherrliche und gar nicht demütig zu Werke gehende Regie-Gilde abzuledern. In der FAZ hat hingegen der Musikwissenschaftler Martin Geck sich mit dem szenischen Umgang mit seinem Leib- und Magenkomponisten Richard Wagner beschäftigt. Und seine Diagnose 2014 ähnelt jener, die er bereits 2012 in RONDO veröffentlicht hatte: „Wenn eine unlängst in Berlin vorgestellte ‚Rienzi‘-Inszenierung die Oper fast vollständig in einer Art Nazi-Milieu ansiedelt, so hat dies nichts mit Wagner zu tun, sondern eher mit einem Regisseur, der sein eigenes Konzept erbarmungslos durchzieht.“
Hinter dieser Masche vermutet Geck aber nicht nur die völlig fehlende Liebe zum Kunstwerk. Das Gros der Regisseure wolle so auch seine absolute Unkenntnis von der Musik überspielen. Daher fordert Geck für 2015 eine einjährige Auszeit für alle Wagner-Inszenierungen. Und dieses Wagner-Sabbatjahr könnten die Regisseure dazu nutzen, „an den Musikhochschulen und Universitäten ein paar Scheine“ zu machen und sich damit bestätigen lassen, „dass sie mit einigen Feinheiten von Wagners Musik vertrauter geworden sind“. Im Grunde würde dies aber auch für Mozart, Verdi und all die anderen Operngroßfürsten gelten.
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