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Birdland, das war im New York der 50er Jahre „the jazzcorner of the world“, und von einer Jazzecke in der oberbayerischen Provinz träumte 1958 ein Häuflein Eingeschworener, als es in der kleinen ehemaligen Fürstenstadt Neuburg an der Donau ihren Jazzclub Birdland gründete. Doch in der „Perle der Renaissance und des Barocks“ ließen sich die ideellen Vorstellungen des Jazzclubs schlecht mit den materiellen Interessen der jeweiligen Wirte verbinden, und so folgte eine erschöpfende Odyssee durch verschiedene Lokalitäten. Einer allerdings gab nicht auf, der Vermessungsbeamte und Vereinsvorsitzende Manfred Rehm.
Just als Rehm glaubte, es ginge nichts mehr, kam aus einem Keller das legendäre Lichtlein her. Beim Umbau der Hofapotheke in der Altstadt war ein prächtiges Gewölbe entdeckt worden. Manfred Rehm konnte den Eigner dazu überreden, die Räume dem Birdland zu überlassen. In unermüdlicher Überzeugungsarbeit gelang es Rehm, die Stadt mit ins Boot zu holen und zusammen mit dem Geschäftsmann Fritz von Philipp und der Bernhard-Riepl-Stiftung einen Sponsorenpool aufzubauen. Dank dieses Pools und der Beiträge von fast 200 Mitgliedern kann sich der Club ein Traum- Equipment leisten, das vom Bösendorfer-Flügel bis zur Top-Übertragungsanlage reicht. Kein Wunder also, dass er mit seinem Qualitätsprogramm bald eine Spitzenadresse der internationalen Clubszene wurde. Mit der „Art of the Piano“-Reihe setzt er Maßstäbe in seinen wöchentlichen Konzerten, und im Sommer sorgt das dreitägige „Open-Air-Spektakel“ im Schlosshof für Furore.
Im Jahr 2001 erfuhr das Kooperationsmodell mit der Wirtschaft eine neue Dimension. Bei Audi im benachbarten Ingolstadt fand man, dass „der Jazz am Puls der Zeit liegt und zum Image von Audi passt“. Man besann sich dabei auf die Kompetenz des Neuburger Impresarios und rief mit dem Birdland als organisierendem Veranstalter die monatlichen Konzerte „Jazz im Audi Forum“ und die donnerstägliche intime „After Work Jazz Lounge“ ins Leben.
Dem Birdland wächst so eine multiplizierte Öffentlichkeitswirkung zu, und gleichzeitig kann es mit der Jazzlounge nicht ganz kellerkompatible Kleinformationen aus dem süddeutschen Raum fördern. Vor allem aber kann es mit den Forumskonzerten endlich große Formationen präsentieren, für die der Neuburger Club zu klein wäre. Stolz verweist man auf die Gastspiele des Vienna Art Orchestra oder der Count Basie Big Band. Kurz: Die Geschichte des Birdland ist ein Wirklichkeit gewordenes Jazzmärchen, in dem der Impresario Manfred Rehm tatsächlich durch sein frühes Engagement den sprichwörtlichen „Wurm“ gefangen hat.
Thomas Fitterling, 13.12.2014, RONDO Ausgabe 4 / 2006
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