Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio
Frère Jean? Rameau ist wahrscheinlich der Autor des beliebten Kanons (c) WikiCommons
Vor einigen Wochen traf sich in Oxford eine Runde ausgewiesener Rameau-Experten, um sich anlässlich des 250.Todestages des Franzosen auf den neuesten Forschungsstand zu bringen. Als dann aber das Ende des ernsten Kolloquiums nahte, stimmte die versammelte Rameau-Gemeinde einen lustigen Kanon an, den jeder schon mal geträllert hat. „Frère Jacques, Frère Jacques“ hallte es durch den Saal. Und natürlich war auch die Musikwissenschaftlerin und Rameau-Biographin Sylvie Bouissou eifrig dabei. Schließlich ist es ihr zu verdanken, dass endlich ein großes Geheimnis in der Musikgeschichte aufgeklärt zu sein scheint. „Der Komponist von ‚Les Indes Galantes‘ und ‚Platée‘ hat tatsächlich auch dieses kleine Lied geschrieben“, so Bouissou in der französischen Tageszeitung „La Croix“. Jean-Philippe Rameau soll nicht nur der Schöpfer unzähliger Operncoups und Autor eines bahnbrechenden Musiktheorie-Manifests gewesen sein, sondern auch dieses Ohrwurms, den selbst Gustav Mahler in seiner 1. Sinfonie verarbeitete? „Mais qui!“, so Madame Bouissou, die dafür drei Argumente anführt. Der Kanon befindet sich in einer Manuskriptsammlung von 86 Kanons, die der Anwalt Jacques Joseph Marie Decroix (1746-1826) zusammengetragen hatte. Und Decroix war es auch, der „Frère Jacques“ Rameau zuschrieb. Bei ihren Forschungen entdeckte Bouissou zudem in der Pariser Bibliothèque National de France von dem Rameau-Zeitgenossen und Violinisten Francoeur ein Notenkonvolut mit dem Titel „Quatre canons de Monsieur Rameau“ – mit dem entsprechenden Inhalt. Und als letzten Beweis führt Bouissou die 1720 gegründete Komponistenrunde „Société du Caveau“ an, der auch Rameau angehörte und die 1811 „Frère Jacques“ zum ersten Mal veröffentlichte. Selbst wenn diese Beweiskette aber nicht vollends stimmen sollte, so gibt es doch ein unwiderlegbares Argument für die These, dass Rameau der Urheber sein muss: es sind sein Humor und sein Esprit, die dafür sprechen.
Wiener Zungenschlag
Die Harfenistin der Wiener Philharmoniker verarbeitet mit feinen Solo-Bearbeitungen ihre […]
zum Artikel
Der Hoffnungsträger
Mit dem Schweizer Dirigenten übernimmt nun erstmals seit Karajan ein Mann unter 40 die Wiener […]
zum Artikel
Natürlich gibt es sie immer noch – die Talentscouts, die sofort zuschnappen, wenn ein junger […]
zum Artikel
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr